Allgemein

(14.5.2011) Heute ist es meine traurige Pflicht, den schleichenden Tod des Wörtchens denn anzuzeigen – verursacht durch einen nahen Verwandten, das übermächtige weil. Täglich wird er in Interviews vollzogen, von Mikrofonen und Kameras dokumentiert. Ich wurde zuletzt Mittwoch Zeuge dieses Konjunkzids, wie ich es nenne, beim Auftritt Renate Schmidts in der ARD-Sendung „Hart, aber fair“. […]

(12. Mai 2011, Nachtrag, 30.4.2012) Bekanntlich hat die Jury des Henri-Nannen-Preises dem Sieger René Pfister den Preis als beste Reportage für seine Geschichte „Am Stellpult“ aberkannt. Die fadenscheinige Begründung: In dem Porträt über den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer fehle der Hinweis, dass Pfister den Einstieg mit der Modelleisenbahn in Seehofers Keller nicht selbst erlebt hat. Die […]

(9.5.2011) To make sense: Die wörtliche deutsche Verwendung dieser englischen Redewendung als Sinn machen hat längst Einzug in die Umgangssprache gehalten. Experten wie der Germanist Peter von Matt schlagen es ist sinnvoll oder es ist vernünftig als Formulierungen vor, weil sie dem deutschen Sprachgebrauch entsprechen. Die aber behaupten sich nicht, weil sie gehobener und trockener klingen als Sinn machen. […]

Dienstag dieser Woche veröffentlichte der Verein „Fairtrade“ in einer Pressemitteilung die Zahlen für das letzte Jahr. Stolze 27 Prozent haben Produkte aus fairem Handel 2010 in Deutschland zugelegt. So weit, so gut! Werfen Sie jetzt in der PM mal einen Blick auf das Bild rechts. Da lacht Sie als Bildunterschrift an: Fairtrade wächst auch in 2010! Noch auffälliger […]

(4.5.2011) „Wie man Dinge mit Wörtern macht“ heißt ein lesenswerter Artikel im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung vom Montag. Er erinnert daran, dass wissenschaftliche Prosa in Deutschland weiter einen schweren Stand hat. An den Unis gelte es noch immer als beinahe unanständig, außer gut zu denken auch noch gut zu schreiben. Die verquaste Wissenschaftssprache äußere sich […]

Beim Gebrauch des Adjektivs kongenial herrscht große Unsicherheit. Es wird oft gebraucht, aber ebenso oft falsch – nämlich mit genial gleichgesetzt. Was das eine vom anderen unterscheidet! (27.4.2011) Samstag war’s mal wieder soweit, kurz vor halb zwölf auf BR-Klassik. Thema: Glenn Gould. Moderatorin Ursula Adamski-Störmer spielt sich im Gespräch mit dem Pianisten Stefan Arnold  die Bälle zu, […]

(26.4.2011) Gestern lief in der ARD-Tagesschau ein Bericht über die Koalitionsverhandlungen in Baden-Württemberg. Vor der Kamera der SPD-Landesvorsitzende Nils Schmid. Er spricht über junge Menschen mit Migrationshintergrund. Das ist politisch korrekt, aber ziemlich abstrakt. Was soll man sich unter so einem Wortmonster vorstellen? Und wie lange braucht man dafür? Oder hüpft das als Politphrase zum […]

In meinen Seminaren weise ich regelmäßig auf die Tücken des so genannten Kanzleideutsches hin. Viele Substantivierungen, passive statt aktive Verbformen, schwache Verben – das sind die hervorstechenden Merkmale dieses populären Stils, der sich grässlich liest, noch schlimmer klingt und deswegen normalerweise nicht gesprochen, sondern nur geschrieben wird. Sie kennen das aus Protokollen: „Seitens Hr. Meier […]

(20.4.2011) Sonntag gelang Marcel Reif einer der schönsten Versprecher der letzten Zeit. Auf Sky kommentierte er das Spiel zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen, das schon früh für die Münchner entschieden war. Die Leverkusener träten parallelisiert auf, stellte Reif zur Ursache fest, und die Runde lachte. Welche Parallelen zwischen der Münchner und der Leverkusener Mannschaft […]

Der Wetterbericht nach der Tagesschau pflegt eine ganz eigene Sprache. Kennen Sie eine andere Einrichtung, die von ergiebigen Niederschlägen spricht, wenn sie starken Regen meint? Ergiebig – das muss auf die Zeiten zurückgehen, in denen sich die Vorhersage nicht nur an Wochenendausflügler richtete, sondern wichtig für die Landwirtschaft war. Prasselt es die ganze Nacht, sprießt […]