(14.11.2011) 300.000 Apps gibt es für das Samsung-Galaxy im Android-Store, heißt es in einem aktuellen Spot. Fürs iPhone dürfte die Zahl noch höher sein. Sich in dieser Masse abzusetzen, treibt die Texter in der Werbung zu Verzweiflungstaten. Vorzugsweise wird ab durch App ersetzt – mit interessanten Resultaten für Verständnis und Schriftbild.

Auch wenn über das App-Phänomen berichtet wird, scheint es den Journalisten in den Fingern zu jucken. Haufenweise lesen wir Zeilen, in denen App für ab eingesetzt wird. Nur ein Beispiel: Ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom Montag voriger Woche.

App in die Zukunft

hieß die Headline, in der Geschichte ging es um Internet im Auto. Der Transfer kann geleistet werden, hakt aber. Denn wie im Fall Schlecker, in dem vor und for in einem Slogan gebündelt werden, gibt es phonetische Unstimmigkeiten. Zwar sehen App und ab ähnlich aus, aber klanglich läge es näher, up und ab auszutauschen – nur dass es sinnlos wäre.

app-statt-ab-wortspiel-werbung-texten

Flyer (Ausschnitt): Appgemacht – app in die tonne.

Immerhin lässt sich die Zeile noch recht schnell entschlüsseln. Schwieriger ist das schon mit dem Claim, den sich die Akademie des deutschen Buchhandels für ihren 2. Kindermedienkongress ausgedacht hat – s. Bild.

Was geht App für Kids?

Sicher ein vielversprechendes Thema – aber was will uns der Titel sagen? Ich war unsicher. Was meinen Sie, was gemeint ist:

1. Was geht – Apps für Kids? (Satzzeichen vergessen, Plural nicht gebildet?)

2. Was-geht-App für Kids? (Gibt es eine neue Veranstaltungsapp für Kids?)

3. Was geht ab für Kids? (Wollte ein Texter nur seine Raffinesse beweisen, die Silbe verfremden und seine Leser damit auf eine harte Probe stellen?)

In den meisten Fällen klingt die Ersetzung zwar nicht, stellt aber einen doppeldeutigen Sinn her. Nicht so hier – hier geht es nach Lektüre der Copy tatsächlich nur um das Wortspiel als solches: Hauptsache, der Begriff App taucht auf.

Besser macht es das Porsche-Magazin „Christopherus“ in seiner aktuellen Ausgabe (#352, Okt./Nov.). In einer Eigenanzeige für die neue Porsche-App lautet der Text:

Künftig immer App to date

und weiter: Den Christopherus gibt es auch mit Mobilitätsgarantie. Jetzt kostenlos im App-Store downloaden. Das hat milden Witz und endet professionell mit einer Handlungsaufforderung. So soll’s sein.

Der Trend scheint schnell zu überhitzen. Prognose: Damit geht es schnell wieder appwärts.

3 Responses to App dafür – ein Wortspiel hat Konjunktur
  1. Ein klasse Artikel! Bin über Google drauf gestoßen, als ich Wortspiele für App gesucht habe. Sehr schön geschrieben, sage ich mal von Blogger zu Blogger 😀

  2. […] 2011 gab es bereits einen Bericht auf News.de, und auch ich habe zu dem Zeitpunkt schon einmal über den Trend gebloggt. Doch es hört nicht auf. Ich finde, dieser Trend ist zum (Achtung, bitte Gnade:) Appgewöhnen. […]


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