„Based on the book by“ wird zunehmend klumpfüßig mit „Basierend auf dem Buch von“ übersetzt. Dafür gibt es auf Deutsch gleich zwei bessere Lösungen.
(12.12.2012, Nachträge 31.1.2017, 19.2.2017) Eine Petitesse, gewiss, und doch, ein Zeichen: Neulich las ich in der Süddeutschen Zeitung eine Kritik über den Film „Cloud Atlas“. In einem Kasten mit den Produktionsangaben stand
Basierend auf dem Buch von
Das klang nach einer wörtlichen Übersetzung von Based on the book by, und ist nicht falsch. Man versteht die Nachricht, doch die Formulierung ist klumpfüßig, umständlich und vor allem untypisch, nämlich denglisch. Trotzdem kommt sie, Stand heute, bei Google auf überraschende 455.000 Treffer, und das sogar in Anführungszeichen, dem Befehl für die wortwörtlich identischen Treffer – ich habe neugierhalber den Test gemacht.
Partizipien wie basierend sollten immer Anlass dafür sein, nach einer eleganteren Form zu suchen. Oft liegt die Lösung nicht in einer wörtlichen, sondern einer sinngemäßen Übersetzung. In diesem Fall gibt es im Deutschen eine geläufige, schöne Redewendung:
Nach dem Buch von
So viel Zeit muss sein, obwohl manche es ja für schick halten, sich denglisch auszudrücken. Und wofür ist es jetzt nochmal ein Zeichen? Für diese schleichende Entfremdung der eigenen Sprache und diese Lähmung unseres Denkens, wenn wir schreiben. (Notiz an mich: Auch das Schreiben unterliegt einer Ökonomie, nämlich der, die Mühe zu scheuen.)
Nachtrag, 31.1.2017: Gestern lief auf Arte der Film „Vermisst“ aus dem Jahr 1973. Er beruhte auf einer wahren Begebenheit. Beruhen auf – wie schön.
Nachtrag, 19.2.2017: Erst ein Artikel, dann ein Film, nun ein Buchbeispiel. Nicht, weil alle guten Dinge drei sind (stimmt das?), sondern weil das Buch das langlebigste Kulturgut ist. Was hier Einzug hält, hat Bestand.
Im Januar erschien im Hanser-Verlag der neue T.C. Boyle-Roman „Die Terranauten“. Die hintere Umschlagseite verkündet:
T.C. Boyles fabelhafter Roman, basierend auf einer wahren Geschichte, erzählt vom halsbrecherischen Versuch, eine neue Welt zu schaffen.
Noch einmal: An diesem Satz ist nichts falsch, sogar der Duden erlaubt es. Aber auch wenn etwas erlaubt ist, stellt sich die Frage nach dem Nutzen. Man gewinnt nichts hinzu, die Formulierung enthält nichts, was man nicht auch mit erprobten Mitteln sagen könnte. Wie wäre es daher klassisch? Meine vorgeschlagenen Alternativen läsen sich so:
T.C. Boyles fabelhafter Roman, der auf einer wahren Geschichte beruht, erzählt vom halsbrecherischen Versuch, eine neue Welt zu schaffen.
Hier tauscht man nicht einfach das Verb aus, sondern kommt auch von dem elenden Partizip Präsens weg.
Die folgende zweite Variante hätte sogar den Charme, dass sie sich den eingeschobenen Relativsatz spart und so noch etwas kompakter ist.
T.C. Boyles fabelhafter Roman erzählt nach einer wahren Geschichte vom halsbrecherischen Versuch, eine neue Welt zu schaffen.
P.S. Wie sehr sich Google-Suchkriterien ändern! Heute, am 19.2.2017, komme ich nur auf 46.800 Treffer.
P.P.S. Die Suchmenge schmilzt dahin: Am 30.3.2019 sind es nur noch 36.100.
Hier noch ein fieser Fall.
[…] Basierend auf Denglisch […]
[…] Tatsache ist: Basierend auf ist schon sehr verbreitet, wie ein früherer Eintrag zeigt. […]