Meist wird vor als ein Komma gesetzt, doch nicht immer gehört es dort hin. Wann braucht man eins, und wann nicht?
(19.2.2015) Es gibt eine Tendenz in der Öffentlichkeit, nicht mehr zu denken, sondern reflexhaft zu reagieren. Hauptsache, eine Regel ist einfach, dann kann sie schnell angewendet werden, ohne dies lästige Denken. Hauptsache, ihre Lösung ist einheitlich, dann wirkt sie klar und konsequent. Vor allem in der Rechtschreibung. Ist übersichtlich. Gibt Sicherheit. Fallweise Betrachtung, nach Ursachen unterscheiden? Ist nur kompliziert. Strengt an. Wurde durch die Rechtschreibreform unterlaufen. Kurz: Wozu?
Was ich damit meine? Es ist Mode geworden, reflexhaft vor jedes als ein Komma zu setzen – völlig egal, in welchem Zusammenhang das als eingesetzt wird. Das führt in der medialen Praxis zu bizarren Fehlern – mitunter vor Millionenpublikum.
Das doppelte als: Nach Komparativen und als Konjunktion
Neulich, in der Sendung am 9. Februar, wurde bei Frank Plasberg in „Hart, aber fair“ über Griechenland diskutiert. U.a. wurde eine Tafel eingeblendet, in der die Redaktion sich im Zusammenhang mit Reformen im Gesundheitswesen an einer Definition von Generika versuchte – s. Bildschirmfoto.
Generika:
wirkstoffgleiche Medikamente,
die billiger sind, als das Original.
Sicher sehen Sie den Fehler auch gleich: Das Komma hinter sind in der dritten Zeile ist falsch, es darf, ja muss hier fehlen. Sparen wir uns die (zugegeben: polemische) Frage, ob man im selbsternannten Qualitätsfernsehen öffentlich-rechtlicher Prägung unter den Mitarbeitern einer populären politischen Talkshow eine dudenfeste Beherrschung der Rechtschreibung erwarten darf. Halten wir dagegen kurz fest:
Als hat zwei Funktionen:
1. Es leitet einen Nebensatz mit zeitlichem Bezug ein (Konjunktion) (vgl. Duden)
2. Es steht bei Vergleichen als Bindewort hinter Komparativen, also den Steigerungsformen von Adjektiven (Eigenschaftswörtern). (vgl. Duden)
So prüfen Sie, ob ein Komma nötig ist oder nicht
Je nachdem, welcher Fall vorliegt (1 oder 2) setzen Sie ein Komma oder nicht. Nach Vergleichen setzen Sie KEINS, leitet das als einen Nebensatz ein, MUSS eines stehen. Prüfen wir kurz: Sehen Sie in dem Beispiel einen Nebensatz? Richtig, da ist der Relativsatz, der aber mit die beginnt – und nicht mit als. UND ich sehe auch eine Steigerungsform eines Adjektivs: billiger. Da braucht es kein Komma vor als. Schreiben Sie also einfach nur: Billiger als. Und nicht: billiger, als.
Sie fragen, woran Sie einen Nebensatz erkennen? Am besten suchen Sie nach einem Verb (=Tuwort) am Ende des Satzes. Finden Sie eins, und der Satz kann nicht allein stehen, haben Sie einen solchen vor sich. Sind ist in unserem Beispiel zwar ein Verb, aber es steht nicht am Ende des Satzes. Machen wir die Probe, stellen wir das Beispiel um: Medikamente, die billiger als das Original sind. Jetzt sehen Sie auch an der Wortstellung, dass als keinen Nebensatz einleitet, sondern nach einem Komparativ steht. (Zum Unterschied mit mehr Beispielen der Duden.)
Übrigens: Soviel Unkenntnis ist gratis in Ihrem Rundfunkbeitrag von 53,94 Euro pro Vierteljahr enthalten. Nennen wir es Deppenkomma? 😉
Noch mehr zu Komparativen in den Medien.
[…] Jedenfalls fast. Einen habe ich noch: Schwierig ist für viele auch die Frage geworden, wann man nach als ein Komma setzt. Und ich kann mir nicht verkneifen, auf einen weiteren Bock hinzuweisen, den die […]
[…] sind sie nicht allein; bei den öffentlich-rechtlichen Sendern passieren ähnliche Dinge. Und von bis zu ist mindestens genauso […]