Wie inakzeptabel unannehmbar verdrängt hat – mutmaßlich durch den Einfluss des Englischen.

Schlagzeile „Inakzeptable Kritik“ (Screenshot): Unannehmbarer Sprachgebrauch?

Schlagzeile „Inakzeptable Kritik“ (Bildschirmfoto): Unannehmbarer Sprachgebrauch?

(7.6.2014) Ich habe Kästners „Fliegendes Klassenzimmer“ viele Male gelesen. Wenn die Realschüler in Gestalt von Egerland etwas von den Gymnasiasten um Martin Thaler und Johnny Trotz forderten, waren die Bedingungen unannehmbar. Heute hört man dieses Wort nur noch selten. Stattdessen ist von inakzeptabel die Rede, z.B. hier in einer aktuellen Meldung der Süddeutschen Zeitung mit der Headline

China weist US-Kritik als inakzeptabel zurück.

(s. Bildschirmfoto, wobei hier die Frage ist, ob man in dieser holprigen Zeile nicht besser ganz auf inakzeptabel verzichtet hätte.)

Inacceptable als Ursache?

Auch wenn ich die These nicht endgültig belegen kann, halte ich es für plausibel, dass diese Verschiebung aus dem wachsenden Einfluss des Englischen als Nachrichtensprache rührt, bzw. der medialen Neigung, inacceptable reflexhaft und ergeben wörtlich zu übersetzen, statt nach der deutschen Entsprechung zu suchen. Deswegen habe ich auch das Beispiel gewählt; wir dürfen annehmen, dass die Originalmeldung auf Englisch über den Ticker ging. Jedenfalls wird inakzeptabel deutlich häufiger verwendet als unannehmbar. Das zeigt die Google-Suche, in der inakzeptabel Süddeutsche Zeitung 412.000 Treffer liefert, die mit den Begriffen unannehmbar Süddeutsche Zeitung dagegen nur 10.700 (Stand heute).

Ich habe mir vorgenommen, nicht mehr inakzeptabel zu sagen, sondern wieder von unannehmbar zu sprechen. Nicht nur, weil es das eigentliche Wort ist, sondern weil es mir auch leichter über die Lippen kommt – das z und pt in inakzeptabel lassen schneller die Zunge stolpern. Jaja, ich weiß, Sprache verändert sich, Kästner hat das Klassenzimmer in den 30ern geschrieben – aber manchmal ändert sie sich eben nicht zum Besseren.

Hier ein anderes Beispiel für den Verdrängungswettbewerb unter Wörtern – erwartbar.

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