Wie bildet man den Plural von Abkürzungen – mit s oder ohne? Erkenntnisse am Beispiel der Abkürzung KMU.

(30.5.2013) Den Plural von Abkürzungen zu bilden, ist tückisch. Die zentrale Frage ist: Soll man ein Plural-s anhängen – oder nicht? Wie geht überhaupt die Regel? Schauen wir uns ein Beispiel aus einer Pressemitteilung an, die letzte Woche zum „9. Tag der Luft- und Raumfahrt“ in meinem Eingangskorb landete. Darin geht es unter der Überschrift „Weichenstellung für die Luftfahrt in 2050“ um den Stand der Technik, die Aussichten der Branche und um öffentliche Förderprogramme. Ein Absatz gegen Ende der länglichen PM beginnt so:

KMUs im Fokus

Auf Kritik stieß die häufige Nennung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) im Rahmen der Zielvorstellung von „Horizont 2020“, die nach Ansicht einiger anwesenden mittelständischen Unternehmern in keinem Verhältnis zu den hohen Hürden einer Abrufung von Geldern durch eben solche Unternehmen steht.

Wir lassen unbeachtet, dass

  • der Satz mit 42 Wörtern viel zu lang ist – ideal sind zehn pro Satz – ,
  • er stilistisch gespreizt ist – was enormes Kürzungspotential mit sich bringt – und durch den Nominalstil unverständlich wird
  • und der Genitiv nach „Ansicht“ falsch gebildet ist.

Wir ignorieren auch die aussageschwache, fehlerhafte Überschrift der PM und ihre überdimensionierte Länge von 7.100 Anschlägen. Stattdessen konzentrieren wir uns darauf, dass KMU bereits ein Plural ist, denn wie der Abschnitt ausführt, steht KMU für die kleinen und mittleren Unternehmen. Daher ist das angehängte Plural-s redundant und unnötig. Das bestätigt der Duden.

Verschiedene Formen verwirren

So weit, so klar. Bleibt eine pragmatische Überlegung, die mich in letzter Zeit beschäftigt. In einer Reihung mehrerer Abkürzungen können zwei unterschiedliche Pluralformen auftauchen. Beispiel:

Das Geschäft mit CDs und LP wird immer schwieriger.

Der Satz ist korrekt gebildet, denn wir sprechen von Compact Discs und Langspielplatten. Daher wird im Plural der Abkürzung CD ein s angehängt, bei LP dagegen nicht – vgl. Duden. Im Satzzusammenhang fällt mir allerdings die Uneinheitlichkeit unangenehm auf. Geht es Ihnen auch so? Das -s kennzeichnet sofort den Plural, was Verständlichkeit und Lesbarkeit erleichtert. Daher wäre die durchgehende Verwendung eines Plural-s sinnvoll. Prognose: So wird es kommen, wenn auch aus dem falschen Grund – s. das erste Beispiel.

Wenn Sie sich den Plural bei Abkürzungen an anderen Beispielen vergegenwärtigen möchten, habe ich dazu noch einen Blogeintrag.

P.S. So könnte man es auch machen – zwei Sätze, 28 Wörter, klar und verständlich:

KMU im Fokus

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sollen gemäß Förderprogramm „Horizont 2020“ intensiv gefördert werden. Das bezweifeln einige mittelständische Unternehmer, weil der Aufwand, Fördermittel abzurufen, viel zu hoch sei.

(Notiz für mich: 250. Beitrag)

2 Responses to Die KMU und ihr Plural
  1. Medien-Woche 22/2013: Reporter ohne Job – aber mit Quote | kommunikationsABC.de 31. Mai 2013 at 13:17 Antworten

    […] Die KMU und ihr Plural […]


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