(28.1.2012) Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht – das bewahrheitet sich an diesem Plakat der Ärztegemeinschaft Cutaris, die Haut-, Venen- und Laserbehandlung anbietet, in einer Münchner U-Bahn-Station (s. Bild).
Manche lateinischen Redewendungen sind so bekannt, dass man darauf vertrauen darf, sie seien allgemein verständlich. Errare humanum est, vielleicht, oder alea iacta est. Dass Irren menschlich ist oder die Würfel gefallen sind, hat sich auch im deutschen Sprachraum der Neuzeit gehalten, vor allem, wenn man Asterix gelesen hat. Doch
cutem bene curare
dürfte nur eingefleischten Altsprachlern ein Begriff sein. Cutaris beschloss dennoch, die Wendung als Slogan für ihre Plakatkampagne zu wählen. Warum? Die Entscheidung könnte so gefallen sein: Finden wir es originell? Ja, das ist mal ganz was anderes. Klingt es nach Kompetenz und Distinktion? Auch. Können wir damit nicht auch gleichzeitig unseren Praxisnamen erklären? Richtig – das macht es fast schon genial! Und für die Wärme, Freundlichkeit und Sympathie geben wir uns ein warmes Orange. Auf geht’s!
Die Belohnung für die Neugier fehlt
Wahrscheinlich nahm man außerdem an, dass der U-Bahn-Passagier neugierig wird, wenn er auf etwas Unbekanntes stößt, vernachlässigte aber, dass das Unbekannte nur lockt, wenn es eine Belohnung verspricht. Gibt es keinen Anreiz, sich damit zu beschäftigen, schweift der Blick wieder ab – und wer wofür wirbt, wird gar nicht wahrgenommen. Der Texter ging auf Nummer sicher und schrieb die deutsche Übersetzung klein rechts unten in die Ecke. So klein, dass man schon ziemlich dicht rangehen muss, um sie zu entziffern:
Es der Haut gutgehen lassen.
Das klingt auch schon auf Deutsch nicht, es ist holprig, unpersönlich, lahm, so wie eine Lateinübersetzung eben, hätte aber den Weg für eine patientenfreundlichere Lösung weisen können: Die Haut, das vernachlässigte Organ. Gegenanzeige: Das Heilmittelwerbegesetz und das Standesrecht setzen Ärzten enge Grenzen in der Außendarstellung. Aber trotzdem – so ist die Botschaft für die Katz!
Mein Sohn hat sich den Artikel auf meinen Hinweiß auch durchgelesen. Er ist Grafikdesinger, genauer gesagt Texter. Seine Agentur arbeitet unter anderem für Hautarzt München. Er hat nur den Kopf geschüttelt und meinte, dass solch eine Werbung eine so geringe Zielgruppe anspricht. Da kann man sich das Geld sparen.
Gruß Gabi