Des Guten zuviel: Wie ein Schild umständlich vor brüchigem Eis warnt.

(11.4.2013) Bevor es am Wochenende warm wird, schnell noch einen Nachlass des Winters: Dieses Schild an einer Münchner Eisfläche, unweit meines Büros. Hier textete das Baureferat Gartenbau (beachten Sie diese erste zarte Redundanz) der LH (für Auswärtige: Landeshauptstadt) München aus ehrenwertem Grund: Auf Lebensgefahr hinzuweisen, ist erste Bürgerpflicht. Ich habe mich nur gefragt: Wie viel und welche Informationen sind notwendig, um die todbringende Gefahr zu kommunizieren?

Hilft viel?

Diese Lösung ist zuviel des Guten – oben drei Zeilen Text, unten fünf Symbole, darunter der Totenschädel in der Mitte, der in erster Linie in die Irre führt: Der Totenschädel ist giftigen Chemikalien und Piraten vorbehalten. Ich fragte mich bei seinem Anblick zuerst, ob Säure im Teich ist – und ob deshalb das Eis brüchig (treffendes Wort für nicht tragfähig) ist. (Daran, gekapert zu werden, habe ich tatsächlich nicht gedacht.)

Braucht man die Symbole überhaupt? Da steht doch schon:

Eisfläche nicht tragfähig.

Und dann noch:

Betreten verboten

Unfall- und Lebensgefahr

Ist dann nicht alles klar? Andererseits liest man immer wieder von Analphabeten in Deutschland und Ausländern, Verzeihung: Menschen mit Migrationshintergrund, die des Deutschen noch nicht mächtig sind. (Ein Asylantenheim ist nicht allzuweit entfernt, doch näher ist ein großer Campingplatz für Wohnmobile; am Wochenende kommen viele Spaziergänger.)

Eindeutig bricht sich hier die allgemeine Tendenz zu maximaler Sicherheit Bahn: Sicher ist sicher. Logisch betrachtet schließt Lebens- Unfallgefahr ein – das ist redundant, wie neben dem Text auch die Symbole. Hier mehr Redundanzen: Verbot vor Betreten (nochmal), Schlittenfahren, Schlittschuhlaufen und Eisstockschießen – alles im verbalen Verbot eingeschlossen. Schilder sollen in ihrer Aussage schnell aufzunehmen sein. Hier hat man es zu gut gemeint. Und das alles auf zwei Schildern, statt einem. Der Amtsschädel, Verzeihung, -schimmel wiehert.

Einige Resonanz hat schon mein Beitrag über ein köstlich getextetes Verkehrsschild für Radfahrer gefunden.

One Response to Schädel auf dem Eis
  1. PR-Beiträge 15/2013: Redaktion und PR querbeet | kommunikationsABC.de 12. April 2013 at 10:39 Antworten

    […] Schädel auf dem Eis […]


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