Die deutsche Sprache steckt voller Redewendungen, die sich über Jahrhunderte entwickelt haben. Doch nicht jede wird korrekt gebraucht. Ein Klassiker: Statt „starker Tobak“ liest man nicht selten „harter Tobak“. Warum das falsch ist und wie es dazu kommt, erklärt dieser Beitrag.
Was ist eigentlich „starker Tobak“?
Die Redensart „starker Tobak“ beschreibt eine grobe Unverschämtheit, eine Zumutung oder etwas Außergewöhnliches. Ihre Wurzeln reichen bis ins Frühmittelalter zurück: In einem Schwank täuscht ein Jäger den Teufel, indem er sein Gewehr als Tabaksdose ausgibt. Als der Teufel eine Prise verlangt, feuert der Jäger ihm ins Gesicht. Verdutzt ruft der Teufel: „Das ist starker Tabak!“ Auch der Dichter August Kopisch greift diese Geschichte auf und lässt den Teufel einen Schuss in die Nase verlangen, worauf dieser niest und ausruft: „Ein starker Tabak, ein Teufelstabak.“ So steht’s geschrieben bei Lutz Röhrich im Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Herder-Verlag, Freiburg (ISBN-Nr. 3-451-05400-0), sagt baden online.
Die Bedeutung hat sich seither gehalten, doch die Formulierung wird aktuell in den Medien immer wieder mal verfälscht.
Starker Tobak: Beispiele für den falschen Gebrauch
In einem Freischreiber-Newsletter vom Oktober 2024 heißt es:
„Was sich einerseits so locker flockig liest, ist ganz schön harter Tobak: unser Honorarreport 2024.“
Auch eine Tatort-Besprechung auf ntv.de nutzt die falsche Variante, nicht nur im Text, sondern auch in der Überschrift – s. Bildschirmfoto:
„Die angedeuteten Gewaltvideos sind richtig harter Tobak.“
Selbst die URL enthält den Fehler. In beiden Fällen wäre „starker Tobak“ korrekt gewesen, denn es geht um außergewöhnliche Inhalte, die Leser emotional aufrütteln.
Warum ist „harter Tobak“ falsch?
Der Fehler könnte auf eine Verwechslung mit anderen Redewendungen zurückzuführen sein, die das Adjektiv „hart“ verwenden, wie „harte Nuss“ oder „harte Wahrheit“.
Zudem klingt „hart“ in modernen Sprachkontexten direkter und kraftvoller, was es für viele intuitiv richtiger erscheinen lässt.
Und schließlich muss man zugestehen, dass die einsilbigen und mit einem kurzen Vokal ausgestatteten Adjektive stark und hart zum Verwechseln ähnlich klingen – da kann schon mal was durcheinandergehen. Sprachlich korrekt bleibt jedoch „starker Tobak“, da sich die Redensart auf die ursprüngliche Geschichte mit dem Teufel und dem kräftigen Tabak bezieht.
Fazit: Genau hinsehen lohnt sich
„Starker Tobak“ gehört zu den Redensarten, die mit ihrer bildhaften Herkunft und Bedeutung fest in der deutschen Sprache verankert sind. Der Wandel zu „harter Tobak“ mag nachvollziehbar sein, doch er ignoriert die sprachgeschichtlichen Wurzeln und verfälscht die Ausdruckskraft der Originalform. Ein genauer Blick auf die Herkunft und den Kontext solcher Wendungen hilft, sie präzise und wirkungsvoll einzusetzen.
Neben den traditionellen Redewendungen gibt’s auch die saisonal wechselnden, vorzugsweise aus dem angelsächsischen Raum importierten – zum Beispiel fein sein.