Fragen in Überschriften sind oft das bessere Mittel, um Unsicherheit ausdrücken. Hier finden Sie Beispiele, wie Sie mit Fragen rhetorisch überzeugender formulieren können.
Das Problem mit „soll“
Hin und wieder fallen mir auf Nachrichtenportalen wie ntv.de Überschriften mit dem Hilfsverb „sollen“ auf. Ich habe mal drei Beispiele gesammelt:
- „Til Schweiger soll erneut in Klinik sein“
- „Ben Affleck soll seine Siebensachen gepackt haben“ und
- „Joost Klein soll wohl angeklagt werden“.
Dieses soll bildet eine Vermutung ab. Durch die Formulierung sichert sich der Redakteur ab, indem er die direkte Behauptung vermeidet. Nicht ohne Grund: Gerade bei Berichten über Prominente sind bei Falschdarstellungen presserechtliche Konsequenzen wie die Gegendarstellung, eventuell auch eine Abmahnung und Geldstrafe im Wiederholungsfall zu befürchten.
Doch für den Leser bleibt oft unklar, wie sicher die Information wirklich ist. Zudem kann es die Aussagekraft der Nachricht schwächen. Gerade, wenn wie im Beispiel mit Joost Klein, das soll noch mit einem wohl steht. Hier scheint die Nachrichtenlage besonders dünn.
Sie kennen das in einem anderen Zusammenhang durch die häufig auftauchende Kombination mutmaßlich und Täter. Hier ist der Grund ein anderer: Niemand soll vorverurteilt werden, wobei es unfreiwillig komisch wird. Denn das mutmaßlich wird häufig schon automatisch mitgeschrieben, obwohl es im Kontext keineswegs immer nötig wäre. Außerdem bedaure ich, dass das treffende Substantiv Verdächtiger aus dem medialen Wortschatz verschwunden ist. Denn nichts anderes ist ein mutmaßlicher Täter.
Fragen in Überschriften als Lösung
Fragen in Überschriften hingegen machen sofort deutlich, dass es sich um eine unbestätigte Information handelt. Sie sprechen den Leser direkt an und wecken Neugier. Beispielsweise: „Ist Til Schweiger erneut in der Klinik?“ oder „Hat Ben Affleck wirklich seine Siebensachen gepackt?“
Ich halte diese Lösung in mehrerlei Hinsicht für zielführend. Da ist erstmal die Eleganz. Sie können die Aussage direkt formulieren, nur mit einem Fragezeichen hinten dran, und vermeiden das holprige Hilfsverb. Fragen ziehen den Leser stärker in die Geschichte und verdeutlichen die Unsicherheit der Information auf elegante Weise. Sie schaffen Klarheit und vermeiden Missverständnisse.
Beispiele im direkten Vergleich
Vergleichen wir die ursprünglichen Überschriften mit der Frage-Version:
– Original: „Til Schweiger soll erneut in Klinik sein.“
Verbesserung: „Ist Til Schweiger erneut in der Klinik?“
– Original: „Ben Affleck soll seine Siebensachen gepackt haben.“
Verbesserung: „Hat Ben Affleck wirklich seine Siebensachen gepackt?“
– Original: „Joost Klein soll wohl angeklagt werden.“
Verbesserung: „Wird Joost Klein angeklagt?“
Fazit: Fragen in Überschriften wecken nicht nur das Interesse des Lesers, sondern stellen auch die Unsicherheit der Meldung eindeutig heraus. Die Macht der Frage ist ein effektives Mittel, um präziser und ansprechender zu kommunizieren.
Unsicherheit wird nicht nur mit mutmaßlich, sondern auch Adverben wie offenbar oder vermutlich ausgedrückt. Auch hier hilft die Frage, wie mein Blogbeitrag von 2017 zeigt.