Wenn man in der Vergangenheit backen möchte, heißt es dann buk oder backte? Die Frage stellt sich nur indirekt. Hier steht, warum.

Manche bloggen in atemberaubendem Tempo, wie zum Beispiel die Autoren des durchaus lesenswerten Blogmagazins mit einer fünfstelligen Zahl von Beiträgen und täglichen Updates. Wie regelmäßige Leser dieses Blogs wissen, habe ich mir zu eigen gemacht, meinen kleinen Obskuritätenladen in einer beschaulicheren Geschwindigkeit zu füllen.

Womit wir beim Thema wären: Zu Medien gehören auch Bücher, was in dieser von sozialen Medien getriebenen Zeit manchmal in den Hintergrund gerät. Vielleicht ist die Langsamkeit auch der Grund, dass man in Büchern noch Formen und Formulierungen findet, die in schnelleren Medien längst getilgt sind.

Bei genauerer Betrachtung sind es wahrscheinlich nicht die Medien, sondern die Menschen, die sie machen. Vermutlich wirken in soziale Medien junge Mitarbeiter, während in der Buchwelt älteres Personal sachwaltet.

Lassen Sie mich auf meinen Punkt, den Anlass für den heutigen Eintrag, kommen. In Maggie Shipsteads Roman „Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit“ fand ich in der Übersetzung von Karen Nölle (auf S. 296 der Dtv-Ausgabe von 2012) den Satz:

Livia (eine der Hauptpersonen) war durch die halbhohe Schwingtür gegangen, wo Daphne gerade einen Red Velvet Cake (Achtung, Anm. d. Red.) buk.

Aus welchem Grund ich beschloss, zehn Jahre nach Veröffentlichung neben die lange vor sich hinsiechende Rubrik Konjunktiv des Monats ein Lieblingspräteritum zu stellen und die Öffentlichkeit daran zu erinnern, dass diese unregelmäßige Form immer noch existiert, auch wenn das Gros aller Schreiber heute backte schreibt. Immerhin nennt der Duden buk noch in seiner Konjugationstabelle.

Buk ist eine ältere Form

Frau Nölle ist schon seit 1984 als Übersetzerin tätig, informiert der Klappentext des Romans, der im Originaltitel übrigens Seating Arrangements heißt – auch sehr hübsch, wenn man bedenkt, dass er von einer Hochzeitsgesellschaft handelt. Dass die Übersetzerin schon so lange ihrer Tätigkeit nachgeht, würde meine These vom jungen vs. alten Personal stützen. Und tatsächlich: Ausweislich dieser Seite des Unionsverlages wurde sie 1950 geboren.

Dummerweise ist nicht alles Gold. An einer anderen Stelle, die ich leider nicht markiert habe und daher nicht auf Anhieb wiederfinde, kauft jemand einer anderen Person einen Drink. Dass man to buy someone a drink im Deutschen eher mit jemanden einladen oder jmd. etw. spendieren übersetzen würde und das hier nicht geschah, deutet daraufhin, dass Frau Nölle nur selten Bars besucht.

Abgesehen davon ist das Buch nicht nur wegen seiner Übersetzung lesenswert. Darin finden sich viele Verwicklungen, gute Dialoge und komische Szenen. Für eine junge Autorin ein unterhaltsamer, gelungener Auftakt.

Meine Empfehlung für die texterische Praxis: Buk ist schön, weil unregelmäßig, aber ältlich – und geht daher nur in einem solchen, literarischen Kontext. Für das Brot- und Buttergeschäft – vom Magazin bis zum Instagram-Post – schreiben alle anderen bitte backte.

 

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