Die Wahl zum Wort des Jahres hat mich ein weiteres Mal amüsiert – und zwar nur noch. Respektrente: Ernsthaft? Der wahre Gewinner kam auf die Nummer 3 – immerhin.
Ich kopiere die Top10 nochmal rein:
- Respektrente
- Rollerchaos
- Fridays for Future
- Schaulästige
- Donut-Effekt
- brexitmüde
- gegengoogeln
- Bienensterben
- Oligarchennichte
- Geordnete-Rückkehr-Gesetz
Ich rätsele über die Motive und es klingt vielleicht platt, aber mein Eindruck ist, da sitzen ein paar Alt-68er mit SPD-Parteibuch, die glauben, sie könnten die schwächelnde Partei vor weiterem Popularitätsverlust bewahren, wenn man ein SPD-Anliegen zum Wort des Jahres wählt. Ernsthaft?
Die Juroren müssen in einem Paralleluniversum hausen. Anders ist nicht zu erklären, wie man die Respektrente auf 1 setzen kann. Die hat niemanden interessiert, und wenn, dann vielleicht die Groko als sozialpolitisches Umverteilungsanliegen und damit Streitobjekt, aber doch nicht als Wort. Dazu fehlte die Relevanz – das war kein politischer Aufreger.
Auch von der Nummer 2 hat kein Mensch gesprochen. Also klar, die E-Scooter ärgern viele und freuen nur die User, aber das Wort Rollerchaos hat niemand benutzt. Wtf?! 24.200 Treffer bei Google (Stand: 30.11.) sprechen eine deutliche Sprache.
Fridays for Future als echtes Wort des Jahres
Die wahre Nummer 1 folgt dann auf der 3. Immerhin ist es gelistet, wir wollen dankbar sein. Denn wenn es irgendetwas Bemerkenswertes im letzten Jahr gab, dann die Fridays for Future. Das musste die 1 sein, und an der seltsamen Platzierung kann man erkennen, dass die Juroren null Instinkt haben und keinesfalls Boulevardjournalisten hätten werden können. (Ob das erstrebenswert ist, ist eine andere Frage; aber zum Anforderungsprofil gehört, Relevantes von Irrelevantem unterscheiden zu können, und das gilt auch für einen Juror des Wortes des Jahres.) Zum Vergleich: Der Begriff kommt auf 125 Millionen Treffer (Stand: 30.11.).
Lustig noch die Nummer 4 – Schaulästige ist ein gelungenes Wortspiel, auch wenn ich es nicht kannte, und auch der Donut-Effekt als Bild für die Verödung der Innenstädte ist rund (!).
Über den Rest kann und muss man schweigen, die sind schon egal.
Zur Pressemeldung des Veranstalters.
So schicke Wortwolken sind im Handumdrehen bei Wortwolken.com gemacht.
Im letzten Jahr hat mir das Wort des Jahres auch schon missfallen – aus ähnlichen Gründen. Es war die Heißzeit.
[…] nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich die Vorhersage wage, dass die Covidioten bei der Wahl zum Wort des Jahres eine Rolle spielen werden. Denn bei dieser Veranstaltung wird die Welt ebenfalls noch ganz […]