Die aktuelle Haribo-Plakatkampagne bringt das, was Texter oft beabsichtigen, aber nur selten schaffen: Witzige Wortspiele.
Heute mal eine Lobrede. Regelmäßige Leser dieses Blogs wissen, dass ich das gelungene Wortspiel sehr schätze, während mich demgegenüber das missratene sehr quält. Nun ist die Einschätzung von gelungen und missraten mit Blick auf Wortspiele zugegebenermaßen subjektiv, aber es lassen sich doch Kriterien ableiten. Und dazu gehört zweifellos,
- ob ein Wortspiel überraschend ist,
- dass es natürlich wirkt,
- dass es Inspiration erkennen lässt,
- dass es Geist und/oder Witz verrät.
Wortspiele in vier Varianten
Diese Woche hat mich auf zahllosen Plakaten im Münchner Stadtgebiet die aktuelle Plakatkampagne von Haribo angelacht. Im wahrsten Sinn des Wortes, denn so gute Wortspiele habe ich lange nicht gesehen resp. gelesen.
Oft ist es ja so, dass eine Kampagne eine gute Zeile zum Auftakt hat, und der Texter dann nur mit Mühe auf dem Niveau nachlegen konnte. Vielleicht war das auch der Grund, warum es von der Haribo-Aktion nur vier Motive gibt; vielleicht war das alles, was auf zufriedenstellendem Niveau drin war. Aber das kann ja immer noch viel sein; für mein Empfinden und nach den Kriterien oben sind die vier Zeilen richtig, richtig gut. Vor allem diese drei haben es mir angetan:
Haribo-Wortspiele: Meine drei Favoriten
Echt goldig. Auch in Rot.
Hier ist es die Doppeldeutigkeit von goldig als Farb- und Zustandsbeschreibung.
Legenbär.
Hier macht’s der Buchstabentausch. Wie platt wäre das Eigenlob legendär gewesen?
Sechs Richtige.
Hier begeistert mich der doppelte Bezugsrahmen zum Lottohauptgewinn.
Weiterer Pluspunkt: Die Textmenge auf den Plakaten ist so gering, dass man sie auch im Vorbeifahren, also bei kurzer Kontaktzeit mit flüchtigem Blick, gut aufnehmen kann.
Wortspiele in 40 Städten
Die vier Motive sind in den 40 größten deutschen Städten, aber offenbar nicht flächendeckend, zu sehen. Die Zeilen beweisen eine große Portion Humor und kindliche Freude, schreibt Haribo dazu in einer Pressemitteilung. Dem würde ich zustimmen.
Ende letzten Jahres gab es ein ebenfalls sehr gelungenes Plakat der Welthungerhilfe, allerdings mit einem Wortspiel zu einem ernsteren Thema.
P.S. Wer es nicht weiß: Haribo selbst ist ein Akronym, das für Hans Riegel Bonn steht. Die drei Silben mit den klangvollen, jeweils wechselnden Vokalen bilden selbst schon einen exzellenten Produktnamen: Er ist einprägsam, eigenständig und rankt daher natürlich auch in Suchmaschinen gut.
[…] hat die Textmenge in seiner letzten Plakatkampagne optimal gelöst – und den Inhalt […]