Geschäftsmann, Sportsmann, Landsmann: Wie bildet man den Plural von Hauptwörtern, die auf -mann enden?
Meine Schulzeit ist lange her, aber ich erinnere mich noch gut an meine erste Lateinlehrerin, Frau Mertens. Halblange dunkle Haare, metallgerahmte Brille, Rock und Bluse, für immer alterslos. Früh, in der siebten Klasse eines norddeutschen Gymnasiums, weckte sie meine Begeisterung für sprachliche Finesse. Bis in die Oberstufe hinein traf ich mich mit zwei Freunden zum gemeinsamen Lateinübersetzen. Man könnte sagen, dass in Frau Mertens der erste Trieb für dieses Blog spross. Wie man richtig die Mehrzahl von Hauptwörtern bildet, die auf -mann enden, lernte ich bei ihr am Beispiel des Seemanns, von denen es im römischen Reich eine Menge gab.
Gerade lese ich den höchst mäßigen Roman „Ohrfeige“, die Geschichte eines Flüchtlings (noch vor 2015). Geschrieben von dem Iraker Abbas Khider, doch zweifellos ist das Buch durch ein urdeutsches Lektorat gegangen. Zahlreiche typische Formulierungsnachlässigkeiten finden sich darin, etwa die englische statt deutsche Pluralbildung für englischstämmige Hauptworte, die auf -y enden (Babies statt Babys). Doch das nur am Rande.
Landsmänner in der Mehrzahl?
Tiefer eingehen möchte ich auf die Pluralbildung des Landsmannes, mit dem die Hauptfigur im Asylbewerberheim wohnt. In der Mehrzahl handelt es sich in dem Buch nämlich um
Landsmänner.
Doch das ist schändlich. Seit Frau Mertens mir Stammformen, Gerundien und den Ablativ beibrachte und damit die Feinheiten des Übersetzens vermittelte, weiß ich, dass aus zahlreichen deutschen Hauptwörtern, die auf -mann enden, im Plural -leute werden. Heißt für den Seemann: Seeleute. Und für den Landsmann:
Landsleute.
Mehr Beispiele finden sich in einem Beitrag von 2011 über den Henri Nannen-Preis. Er enthält noch andere Aspekte, doch zu Männern und Leuten schrieb ich, damals noch bezogen auf Berufe:
„Mehrzahl-Männer gibt’s nur beim Weihnachtsmann.“ Was (Wolf Schneider) gemeint hätte: Der Plural männlicher Berufsbezeichnungen lautet nicht -männer, sondern -leute. Es heißt nicht Kaufmänner, sondern Kaufleute. Auf dem Bau werkeln keine Zimmermänner, sondern Zimmerleute. Und aus dem Finanzfachmann werden Finanzfachleute.
Weiter notierte ich dort, dass sich drei Ausnahmen finden:
- Müllmann
- Sportsmann
- Staatsmann
Möglicherweise gibt es noch mehr, aber diese drei werden relativ häufig in Medien und privat verwendet. Wobei ich mir den Sportsmann in der Mehrzahl gar nicht vorstellen kann.
Upps: So ganz nebenbei spielen die Leute statt der Männer auch dem Gendern in die Hände, denn in Leuten können sich Männer und Frauen wiederfinden. Und dies nicht so gewollt wie bei der letzten US-Wahl, als Spiegel Online geziert von Wahlleuten statt Wahlmännern schrieb.
[…] (Auflösung ganz unten). Das galt damals – und heute – auch dafür, dass man bestimmte Männer zu Leuten umformt. Vorzugsweise handelt es sich um Berufsbezeichnungen im weiteren […]