Wie kein anderer US-Präsident zuvor fordert Donald Trump die Medien heraus. Auf dessen Persönlichkeit und Politik reagieren sie mit bissigen Wortneuschöpfungen. Die kommentierte Top 5.

Trumpismus-Wortspiel-US-Präsident

Voll im Trend – Wortspiele auf den US-Präsidenten Donald Trump (Bildschirmfoto)

(15.2.2017, Nachtrag 16.2.2017) Jetzt aber schnell, bevor die Welt untergeht – oder die erste Woge der Empörung und des Entsetzens wieder abebbt. Wohl nie zuvor in der jüngeren Vergangenheit hat ein amerikanischer Präsident die Medien so gegen sich aufgebracht. Diese Abneigung äußert sich nicht nur in flammenden Analysen, sondern befeuert auch die Schaffenskraft der Wortschöpfer. Seit Trumps Amtsantritt vergeht kein Tag ohne neue Aufregung – man möchte meinen, der Antichrist, Verzeihung, der Antitrump sei auferstanden.

Dabei werden regelmäßig neue Wörter geprägt. Was sie alle gemeinsam haben: Es handelt sich durchweg um Kofferworte, also Zusammensetzungen aus Trumps Nachnamen und anderen Begriffen. Hier der Überblick in Form einer Top 5:

1. Trumponomics

Trumponomics sind schon recht weit verbreitet, auch weil es sie schon länger gibt. Sie finden sich bereits seit Ende letzten Jahres, also noch vor dem Amtsantritt, in großen Tageszeitungen wie der Welt oder der FAZ, aber auch in englischsprachigen Medien wie dem Economist. Damit ist die Drohung mit Importzöllen und Dollarverbilligung gemeint, um den USA Wettbewerbsvorteile auf den Weltmärkten zu verschaffen und Konkurrenten Nachteile auf dem US-Markt zu bescheren. Das Ziel: Kurzfristig mehr Beschäftigung auf dem einheimischen Markt zu erreichen. Die Trumponomics kommen bereits auf stattliche 581.000 Treffer bei Google. (Stand 15.2.2017)

2. Trumpocalypse

Die Trumpocalypse tauchte auch schon Ende des letzten Jahres auf – die Fantasien wurden offensichtlich sehr schnell sehr düster. Als Fundstelle sei hier der Stern genannt, der damit im November 2016 den finalen Abgesang herbeischrieb. Auch hier sichert frühe Entstehung weite Verbreitung: 310.000 Google-Treffer stehen am 15.2.2017 zu Buche.

3. Trumpelstilzchen

Das Trumpelstilzchen hat der Cicero zu bieten, um den cholerischen Charakter des US-Präsidenten zu beschreiben. Magere 1.390 Treffer deuten auf eine geringe Bedeutung und Durchsetzung hin.

4. Trumpophilie und Trumphophobie

Trumpophilie und Trumphophobie, also Vorliebe für und Abneigung gegen den US-Präsidenten, verwendete Robert Halver, ein führender Bankmanager, in seiner Aktienmarkteinschätzung auf Linkedin. So leicht das Pärchen von der Zunge geht, so gering ist es noch verbreitet: Nur gut 500 Treffer auf Google.

5. Trumpismus

Wo es gegen Trump geht, sind die tapferen Schreiber von Spiegel Online nicht weit und glänzen mit kreativen Würfen. Zur Neuschöpfung Trumpismus brillierte man jüngst mit der Schlagzeile

Trompeten des Trumpismus

(siehe Bildschirmfoto), womit man zugleich das neugeschaffene Wort mit einer Alliteration verknüpfte. Zum Trumpismus, für den Google am 15.2.2017 immerhin 61.000 Treffer listet, fand ich eine frühe Fundstelle in der FAZ. Bereits am 4.8.2015, kurz nachdem Trump angekündigt hatte, bei den Vorwahlen anzutreten, definiert man dort Trumpismus markig so:

Steinreich, rotzfrech und ein Ego, so groß wie seine Wolkenkratzer.

Und man war  im selben Atemzug der Meinung, Trump würde niemals Präsident werden. Die Anmerkung sei erlaubt: Welch Fehleinschätzung! Soviel zur Qualität in Qualitätsmedien. Hübsch auch das Vokabular im Artikel: „Ekelpaket“, „Kotzbrocken“ – wow, die gutbürgerliche FAZ kann auch proletarisch. Ich staune und frage mich, ob nicht Zurückhaltung angezeigt wäre, bevor man sich inhaltlich und stilistisch derart verreitet.

Nachtrag, 16.2.2017: Einen hab’ ich noch, diesmal Spiegel Online: Trumpeltier. Da muss man – im Gegensatz zu Trumponomics oder Trumpohilie – nichts mehr erklären, das Bild ist jedem klar. Nicht ohne Witz, aber auch ohne jeden Respekt vor dem Amt oder dem Mann. Im Gegensatz zu den bisherigen Beispielen ist das Trumpeltier auch kein Kofferwort, sondern nur ein Vokaltausch (a gegen u), insofern gewöhnlicher.

Warten wir ab, was sich davon verfestigt, was verschwindet und was Neues hinzukommt. Der einzige andere Präsident, der ein Wortspiel mit seinem Namen prägte, war Ronald Reagan. Das Kofferwort Reagonomics bezeichnete die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik der Achtziger, nach der sinkende Steuersätze durch steigende Steuerehrlichkeit zu höheren Staatseinnahmen führen sollten.

Was den US-Präsidenten sonst angeht, wissen Sie, was Potus und Flotus sind?

5 Responses to Der Antitrump ist da – die Top-5-Wortspiele auf den US-Präsidenten
  1. […] trumpeten (große Versprechen machen, ohne an die Folgen zu denken), unbekannt […]

  2. […] Weiterlesen? Gern genommener Gegenstand von Wortspielen ist der amtierende US-Präsident Trump. […]

  3. […] etwas zu meckern gibt. (Ich sage auch das ohne jede persönliche Beteiligung). Er beflügelt sogar Wortspiele. Das Schöne ist: Der Schreiber hat nichts zu befürchten, etwa, dass ihn Martin Schulz nie wieder […]

  4. […] haben. Noch nie hat ein US-Präsident so viele herablassende Wortspiele auf sich gezogen, wie ich letztes Jahr dokumentierte. Ich kann mich erinnern, wann das letzte Mal so viel Hohn und Spott über einen US-Präsidenten […]

  5. […] Erdogan. Stattdessen reflektiert der Kurzsatz die Tatsache, dass Trump wie seit Langem niemand die Medien bespielt und provoziert. In dem Zusammenhang fällt oft der Begriff Potus, der anscheinend immer noch weitgehend unbekannt […]


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