Zwei neue in einer Woche: Kofferworte mit exit zu bilden, wird weiter gern praktiziert. Auch 2020 ist der Trend intakt.

(10.9.2016, Aktualisierung 11.1.2020) Ich sammele, zwar nicht vollständig und systematisch, aber doch zielorientiert: Belege für sprachliche Veränderung in den Medien. Diese Woche gab es gleich zwei Fundstücke zum Kofferwort x-exit (für x setzen Sie bitte den Beginn des Wortes ein, den Sie mit dem Ausgang verknüpfen wollen). Daraus ergibt sich messerscharf: Der Trend ist intakt, Prognose: Es wird weitere Fälle geben, sowohl faktischer als auch wortspielerischer Art.

Öxit in der NZZ

Zuspitzung in der Politdebatte: Der Öxit bringt es auf den Punkt (Bildschirmfoto)

Öxit: Verlässt Österreich die EU?

Neu ist also der Öxit, über den diese Woche die österreichische Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung auf ihrer Webseite berichtete – s. Bildschirmfoto. Gemeint ist damit der Austritt Österreichs aus der EU, womit sich diese Wortbildung analog zum originären Grexit bildet.

Legxit-Bildzeitung-9.9.2016

Wenn Bild dichtet: Vom Brexit zum Legxit (Scan)

Legxit: Zeigt Englands First Lady zuviel Bein?

Und dann fand ich gestern in der Bild noch den Legxit (s. Scan links, rechte Bildhälfte). Dieses Kunstwort bezeichnet keine konkrete politische Debatte, sondern greift wortspielerisch-humoristisch den Brexit auf. Der Artikel lebt davon, dass die britische Premierministerin Theresa May durch einen Schlitz in ihrem Rock mehr Bein zeigte als für Politiker üblich. Ein Ausgang für das Bein? Naja. Das ist nur halbrichtig, bildlich zu verstehen und dem Witz geschuldet. Man sieht schon an der merkwürdigen Schreibung mit dem x nach dem g, dass hier zusammengefügt wurde, was nicht richtig passt. Ich habe kurz hingeschaut, weil mir die Zeile auffiel, mich dann aber gefragt, wieviele Leser den Gag wohl verstanden haben?

Das Schöne ist an einer Sammlung ist, dass sich mit ihr Entwicklungen vergegenwärtigen lassen – Halb- oder Ganzvergessenes ersteht vor unseren Augen wieder auf. Wissen Sie z.B. noch, was es mit dem Blaxit auf sich hatte?

Funde aus der Vergangenheit weisen den Weg in die Zukunft, aus der Gegenwart zurückgeblickt lässt sich bei sprachlichen Entwicklungen der Weg ihrer Entstehung klar erkennen. M.a.W. Zusammenhänge werden sichtbar. So gesehen bildet der Blog mit der Zeit einen Wert, den ich anfangs, als ich damit begann, noch nicht gesehen habe. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber man vergisst so schnell, wann etwas begann oder wie man sich früher ausdrückte. Das lässt sich im Blog schnell und präzise feststellen.

Aber ich schweife ab: Welche Formen ich bisher gefunden habe. Hinweise auf weitere Funde nehme ich übrigens unter  mail@better-media.de gern an. Das bezieht sich nicht nur auf Exit, sondern auch andere Trends. (Bitte keine Einmaligkeiten, Tippfehler u.ä.)

Nachtrag (27.9.2016) Die Wortbildung mit -exit war zweiter bei der Wahl zum Anglizismus des Jahres 2015. Unter dem Link finden sich weitere Beispiele, von denen ich aber die meisten nicht aus eigener Anschauung kenne.

Aktualisierung (11.1.2020): Die findigen Briten haben einen weiteren -exit kreiert: Den Megxit. Der könnte zur Abwechslung, im Gegensatz zu Petitessen wie Blaxit, mehr Relevanz haben. Gemeint ist damit der Rückzug des britischen Prinzenpaares Harry und Gattin Meghan aus dem englischen Königshaus.

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