Sollte ein Schreiber die Formulierung fanatische Fans“ streichen  – oder sie stehenlassen? Eine Abwägung mit Lösungsvorschlag.

Die Frage aller Fragen: Sind Fans „fanatisch"?

Die Frage aller Fragen: Sind Fans mehr als nur „fanatisch”?

 

(5.2.2015) Heute mal wieder eine Stilfrage. So was ist einerseits eine Geschmacksfrage. Doch es gibt andererseits inhaltliche Argumente und ihre Abwägung.

Wenn man The Notwist ganz gut findet, . . . ergreifen sofort fanatische Fans das Wort, denen das nicht genügt,

heißt es sinngemäß in der gestrigen Popkolumne der Süddeutschen Zeitung (s. Abb.). Fanatische Fans also. Wenn ich die beiden identischen Wortstämme sehe, muss mir als Schreiber automatisch eine Bedeutungsähnlichkeit, vielleicht sogar -übereinstimmung auffallen, die mich dazu bringt, die gewählte Formulierung zu überdenken. Kurz gesagt: Das hätte ich nicht geschrieben.

Wir verifizieren kurz: Der Fan ist im Duden als begeisterter Anhänger definiert. Wenn Sie die Zielseite etwas runterscrollen, lesen Sie zur Wortherkunft: englisch fan, gekürzt aus: fanatic = Fanatiker. Das macht den fanatischen Fan offensichtlich redundant.

 Die Fanszene hat sich differenziert  . . .

Doch in diesem Fall hat der Schreiber sich für die Formulierung entschieden. Nehmen wir an, weder Zeitdruck noch Nachlässigkeit oder Gleichgültigkeit waren die Gründe, warum könnte er es dann getan haben? Vielleicht deshalb: Das Wort ist so eigenständig geworden, dass es dadurch seine Bedeutung verändert, nämlich verwässert hat. Ist ein Fan nicht harmlos? In seiner verengten Sicht niedlich? (Von den Ultras in der Kurve mal abgesehen.) Fehlt ihm daher nicht das Besessene, Unnachgiebige, Kompromisslos-Einseitige, das mit dem Wort fanatisch einhergeht? Durchaus. Ist andererseits der Fan nicht so allgegenwärtig, dass das Phänomen verschiedene Intensitäten entwickelt hat? Tatsächlich hat der fanatische Fan einen eigenen Abschnitt in der Wikipedia erobert und wird vom schwärmerischen Fan einerseits und dem besessenen andererseits unterschieden.

. . . und deswegen bieten sich Alternativen an 

Dennoch könnte gerade in diesen unterschiedlichen Eigenschaften des Fan-Phänomens die Lösung der Stilfrage liegen: Warum nicht von besessenen oder kompromisslosen Fans sprechen, wenn sie – wie in diesem Fall – das übliche Maß der Begeisterung überschritten haben? Das wäre inhaltlich korrekt, elegant und brächte mehr Farbe im Ausdruck ins Spiel.

Hier geht es zu einer anderen, unter den Besuchern dieses Blogs oft gesuchten Redundanz – der Rückantwort.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.