Warum Sie beim Plural von Abkürzungen grundsätzlich ein -s anhängen sollten.
(3.10.2014, Nachtrag 6.10.2017) Ich muss heute auf ein älteres Thema zurückkommen, nämlich die Frage, ob man bei Abkürzungen ein -s anhängen soll, wenn man den Plural bildet? Bisher vertrat ich die Auffassung, es komme darauf an, wie die Langform den Plural bildet, und man müsse im Einzelfall entscheiden.
Beispiel: WG steht für Wohngemeinschaft, der Plural heißt Wohngemeinschaften. Er wird also ohne -s gebildet, also erhält auch die Abkürzung keins. Dennoch konnte man, z.B. in der Süddeutschen Zeitung, als Abkürzung für die Mehrzahl WGs lesen. Zweiter Fall: Bei der CD wird der Plural Compact Discs mit -s gebildet, also erhält ihn auch die Abkürzung.
Eine oder mehrere Operationen?
Karin Stoiber spricht über ihre Brust-OPs, titelte diese Woche die BILD. Bisher war meine These, kein Plural-s anzuhängen, weil das Deutsche es nicht kennt. In diesem Fall muss ich mich korrigieren: Ohne das -s wäre es nur eine OP, dem Zusammenhang war nicht die richtige Information zu entnehmen. Da es zwei waren, könnte man das ohne das -s nicht erkennen, sondern fälschlich denken, es sei nur eine gewesen. Das -s hat hier also Sinn und Zweck.
Nachtrag, 6.10.2017: Um es deutlicher zu machen: Ohne -s stünde da:
Karin Stoiber spricht über ihre Brust-OP.
Das würde man als eine OP interpretieren. Es waren aber mehrere. Wenn ich mir die Lücke in der zweiten Zeile sehe, wäre in dem Fall die lange Form günstig gewesen.
Karin Stoiber spricht über ihre Brust-Operationen
Vermutlich entschied sich die Redaktion gegen die vollgelaufene Zeile, weil OP schneller zu lesen ist als Operationen. Wieder einmal zeigt sich, wie sehr Effizienz und Ökonomie selbst den Sprachgebrauch beherrschen. Schnell und klar gewinnt.
Trend zur Vereinheitlichung
Allgemein stelle ich fest, dass es einen Trend zur Einfachheit, Verallgemeinerung und Vereinheitlichung gibt. Es scheint zu kompliziert, unterschiedliche Fälle zu unterscheiden. Immer mehr setzt sich die Schreibweise mit dem Plural-s hinter Akronymen durch. Ich nehme daher meine Empfehlung der Einzelfallunterscheidung und – anwendung zurück, sie scheint nicht länger zeitgemäß und nicht praktikabel.
Hier noch einmal der Link zum Originalbeitrag über das Plural-s.
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