In der Berichterstattung über eine Sicherheitslücke in Apple-Computern wurde diese wahlweise als schwer, gravierend oder erheblich bezeichnet. Warum das nicht geht, wie das passiert und wie man es vermeidet.

 Spiegel-Online-schwere-Lücke-Screenshot

„Schwere Lücke“ auf Spiegel Online – leichte Bewusstseinstrübung?

 

(27.2.2014) Das treffende Wort wählen. Nicht in stehenden Wendungen texten, sondern bewusst schreiben. Erst nachdenken, dann in die Tasten greifen. Überprüfen, ob das, was wir geschrieben haben, auch das ist, was wir sagen wollen.

Das sind Gedanken, die mir in den Sinn kommen, wenn ich daran denke, wie in dieser Woche auf Spiegel Online über eine Sicherheitslücke des Computerherstellers Apple berichtet wurde. Die war nämlich mal erheblich, schwer oder auch gravierend – vgl. Abb.

Die Lücke im Bild

Ich versuchte mir das bildlich vorzustellen.  Eine Lücke, irgendwo, nicht zu klein, z.B. eine Parklücke. Ich verband die drei Adjektive mit ihr – und stellte augenblicklich fest, dass eine Lücke nichts wiegt, und wie schief das Bild ist, das da gezeichnet wurde. Eine Lücke kann weder schwer noch erheblich oder gravierend sein. Sie kann übrigens auch nicht massiv sein, obwohl das eine sehr populäre Vokabel ist, die in diesem Fall naheliegt, weil sie so inflationär für alles Große verwendet wird.

Die Sicherheit führt zum Fehler

Schwer wird die Lücke, weil das Wort in Verbindung mit Sicherheit gebraucht wird, die hier in die Irre führt. Denn da steht assoziativ im Hintergrund gleich ein anderes Wort abrufbereit – der Sicherheitsmangel. Und der kann sowohl . . . na, Sie wissen schon. Vielleicht grüßte aber auch der schwere Fehler von ferne. Von beiden war allerdings nicht die Rede, gebraucht wurde die Lücke, und die kann, ihren Dimensionen gemäß, groß, breit, weit, riesig, meinetwegen auch gigantisch sein, wenn man es als Schreiber ganz groß braucht (was hier der Fall zu sein schien, auch wenn es mir etwas reißerisch vorkam). Aber es muss aus derselben Kategorie stammen.

Qualitätssicherung bei der Überarbeitung

Bevor man den Verfassern der schweren Lücke eine leichte Bewusstseinstrübung unterstellt oder kalauert, dass das Gewicht der Lücke auf das Formulierungsvermögen drückt, ist zu bedenken, dass es gerade online manchmal richtig schnell gehen muss. Dann bleibt naturgemäß wenig Zeit, über Feinheiten nachzudenken. Allerdings ist es auf Nachrichtenportalen üblich, nach Nachrichtenlage Geschichten anzustückeln und auch neu zu titeln – diese Überarbeitungen wären die ideale Gelegenheit, nachträglich die Qualität zu sichern.

Über schiefe Bilder statt treffender Worte habe ich schon einmal gebloggt – in einem Beitrag, in dem u.a. am Werbekuchen gerüttelt wurde.

3 Responses to Das Gewicht der Lücke
  1. Medien-Woche 10/2014: Selfie, Getty & Monster | kommunikationsABC.de 7. März 2014 at 09:56 Antworten

    […] better media: Das Gewicht der Lücke […]

  2. […] noch hinzufügen, dass es nicht nur darauf ankommt, die Menge zu dosieren, sondern auch, das treffende Adjektiv zu […]


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