Die Kleinschreibung von Substantiven breitet sich aus. Warum Iphone schreiben, wenn man iPhone schreiben kann – jetzt auch in der Literatur.

(24.10.2013) Eigentlich ist es so banal, dass man es kaum sagen mag: Substantive werden großgeschrieben. Dies bestätigt selbstverständlich auch der Duden. Doch die Praxis sieht anders aus: Wir lesen iPhone und eBay, wo man, wenn man wollte, könnte, ja sogar dürfte, Iphone oder Ebay geschrieben haben könnte. Besonders kurios ist in diesen Fällen ja auch der große zweite Buchstabe, der den Vokal davor wie einen Auftakt wirken lässt.

Es gibt für die Kleinschreibung sogar eine Begründung: Marken- oder Eigenname dürfen klein geschrieben werden. Davon machen Unternehmen bei ihren Produkten und Dienstleistungen regen Gebrauch, getrieben wohl von der Hoffnung, durch die abweichende Schreibweise Aufmerksamkeit zu erzielen. Bei global tätigen Unternehmen mit Amtssprache Englisch ist wohl auch die Einheitlichkeit des Schriftbildes ein Motiv.

Das iPhone in der Literatur

Der Trend ist intakt. So hat sich z.B. auch die Messe transport logistic 2013 in München die hippe Kleinschreibung  gegönnt. Bisher habe ich das Phänomen auf Unternehmenskommunikation, Presse und TV begrenzt gesehen, Medien mit begrenzter Haltbarkeit. Jetzt aber ist mir die Kleinschreibung eines Substantives auch in der Literatur aufgefallen. So lässt sich zum Beispiel in Thomas Glavinics neuem Roman „Das größere Wunder“ vom iPod lesen. Bücher halten bekanntlich etwas länger, und eigentlich könnte einem Autoren gleichgültig sein, wie die modischen Medien schreiben. Ist es aber nicht. Tja, die Macht der Gewohnheit, der Anpassungsdruck der Einheitlichkeit. Zugegeben: Selbst für mich sähe Ipod inzwischen ungewohnt aus. Aber richtig wäre es.

Dr. Bopp hat hier wunderschön die praktische Anwendung in Zweifelsfällen wie dem Satzanfang erklärt. Während ich beim iPhone auch schon weitgehend die Kleinschreibung akzeptiert habe, gibt es andere Begriffe, bei denen ich mir es nicht vorstellen kann – beim Up von VW zum Beispiel, über den ich hier schon mal gebloggt habe; wahrscheinlich, weil sich das Auto sich nicht so durchgesetzt hat wie das Telefon. Wie der Klang sind eben auch Sprache und Schreibung Konvention.

6 Responses to Kleine Schreibung, große Wirkung
  1. Medien-Woche 43/2013: #Merkelphone & die Reaktionen | kommunikationsABC.de 4. Februar 2014 at 14:35 Antworten

    […] Kleine Schreibung, große Wirkung […]

  2. […] die Kleinschreibung des I-Phones (das wäre die richtige Schreibung) habe ich hier gebloggt. Ich gebe zu: Das sieht komisch […]

  3. […] mit dem Markennamen selbst (vype ePen Starterset). Typisch auch, Substantive klein (vype) bzw. gemischt zu schreiben (eCig). Da hat die Autokorrektur zwar alle Hände voll zu tun, doch es entspricht bis ins Detail […]

  4. […] auch nur brav kopiert wird, was uns die Innovativen aus den USA vorgeben – denken Sie an das iPhone oder, ganz neu, den […]

  5. […] Hier geht es zu einem Beitrag über die ulkige Angewohnheit, Substantive klein zu schreiben. […]

  6. […] groß geschrieben werden. Eine der Ausnahmen, die sich stillschweigend durchgesetzt hat, ist das iPhone, das eigentlich ein Iphone […]


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