Nachhilfe im Verständnis medialen Wortgebrauchs: Was macht ein Spindoktor? Und was macht er im deutschen Fernsehen?

(8.9.2013) Das große TV-Duell zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück liegt zwar schon eine Woche zurück, doch ich möchte noch einmal kurz auf die Darstellung in den Medien zurückkommen. Da war z.B. der schiefgesichtige Heute-Journal-Moderator Claus Kleber, der danach mehrfach von Spindoktoren redete und ohne weitere Einführung den politischen Journalisten Michael Spreng interviewte. Seine Kollegin Marietta Slomka auf Außenmoderation nahm den Ausdruck prompt auf, sprach dann aber mit den Generalsekretären Nahles (SPD) und Gröhe (CDU). Keiner der beiden Moderatoren machte sich anfänglich die Mühe, den Begriff zu erklären. Später schob Kleber das nach. Aber kann man den Spindoktor tatsächlich mir nichts, dir nichts in einer Moderation verwenden? Sind Spindoktoren Generalsekretäre? Nahles und Gröhes Websiten geben dazu nichts her. Falls ja, könnte man sie vor laufender Kamera auch so nennen.

Angesichts der Begriffsverwirrung fühle ich mich bemüßigt, im Interesse aller Fernsehzuschauer, denen der Beruf des Spindoktors bisher verborgen blieb, einzuspringen. Mir begegnete der Ausdruck erstmals in der Popmusik. Anfang der Neunziger gab es eine kurzfristig erfolgreiche amerikanische Rockgruppe dieses Namens. Damals achtete ich noch nicht auf die Bedeutung, schmunzele heute aber über die Selbstironie. Später dann, ich vermute in US-Thrillern, die im politischen Milieu spielten, stolperte ich erneut darüber, ohne den Ausdruck viel zu beachten. Jetzt ist es mal wieder soweit, dank Claus Kleber.

Aufgaben eines politischen Beraters

Wenn man Wikipedia-und Duden-Eintrag zusammenfasst, bezeichnet ein Spindoktor einen Image- oder politischen Berater. Die Bezeichnung aus dem Englischen ist negativ besetzt, weil sie eine Manipulation der Öffentlichkeit beinhaltet. Der Spin ist im Englischen nämlich der richtige Dreh, den der gewiefte Berater dem Image oder dem Anliegen des Politikers geben kann, damit der stets ins beste Licht gerückt wird; dadurch maximiert er seine Stimmenzahl oder setzt seine Anliegen durch. Weil Wahlkampagnen in Deutschland nach wie vor primär in den Parteizentralen gemacht werden (vgl. Wikipedia), kann man den Spindoktor also halten, er klingt allerdings aufgesetzt und fremd. Spreng wäre noch am ehesten dazu zu zählen.

Claus Klebers Zeit als US-Korrespondent hinterließ unvermeidlich Spuren – müssen sie auf deutschen Bildschirmen zu sehen sein? Wenn der Spindoktor manipuliert – muss man ihm dann zu Popularität verhelfen und so Politik noch weiter entwerten? Oder verdient die Öffentlichkeit endgültige Desillusionierung durch vollkommene Aufklärung? Wenn, dann deutlicher als hier geschehen.

Wie Angela Merkel und Peer Steinbrück selbst die Sprache beeinflussen.

4 Responses to Was ein Spindoktor kuriert
  1. Medien-Woche 37/2013: Eigen-PR & Wahlkampf | kommunikationsABC.de 13. September 2013 at 09:36 Antworten

    […] Was ein Spindoktor kuriert […]

  2. Hallo,

    Ihre Seite ist super!

    Im Beitrag “Was ein Spindoktor kuriert” vom 8. September 2013 ist Ihnen zu Beginn des Textes ein kleiner Fehler unterlaufen:

    “Das große TV-Duell zwischen Angela Merckel und Peer Steinbrück …”

    Frau Merkel schreibt sich ohne c.

    Weiter so und vielen Dank für Ihren Blog, der sich äusserst wohltuend vom grössten Teil “des Internets” abhebt!

    Chris Nykl

    • @ Chris: Danke für den Hinweis, ist korrigiert. Danke auch für die warmen Worte, die sich in den Tiefen des „Internets“ ebenso selten finden. Bookmarken und teilen nicht vergessen. 😉

  3. […] wir also, dass die Spindoktoren in den nächsten Wahlkämpfen wissen, was sie […]


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