Derzeit läuft in Deutschland eine Plakatkampagne, Stichwort Acapulco. Nur: Was will sie sagen? Analoge und digitale Spurensuche.

Plakatkampagne für einen Schnaps: Ich bin hier – in München.

Es ist die Zeit von Content Marketing: Kommunikation funktioniert integriert, reine Werbung gilt als Geldverschwendung, Raffinesse ist gefragt. Die Zeit knalliger Claims und süffiger Slogans ist im Moment also nicht.

Das sieht dann so aus: In der Nähe meiner Lieblingsplakatwand komme ich im Moment um einen Slogan nicht herum – s. Bild:

Wo Du bist ist Acapulco.

Mal abgesehen vom fehlenden Komma, verstehe ich die Botschaft nicht. Was ist in Acapulco? Oder was ist mit Acapulco? Okay, man kennt den Namen vage als Badeort in Mexiko, aber ob an Karibik oder Pazifik könnte ich schon nicht sagen. Sie?

Endloser Sommer und mexikanisches Lebensgefühl?

Geworben wird für einen Schnaps, einen Tequila namens El Jimador, das geht aus dem Plakat auch noch hervor. Aber sonst? Ich habe mich über die angegebene Facebook-Seite an das Unternehmen gewandt. Hallo, schrieb ich,

ich versteh’s nicht – wieso Acapulco? Wofür steht der Ort? Was wollt ihr mir damit sagen? (Ich habe schon herausgefunden, dass es sich um mexikanischen Tequila handelt.)

Hallo Kai, antwortete mir das Team bald darauf,

richtig – el Jimador kommt aus Mexiko und ist dort sogar der meistverkaufte Premium-Tequila im 100% Agave Segment! Acapulco steht für endlosen Sommer und mexikanisches Lebensgefühl…

Wir hoffen, dass Du lächeln musst, wenn Du unser Plakat siehst und ein Stück mexikanische Lebensfreude auch in Deiner Stadt erlebst – ganz egal, ob Du gerade in München, Gelsenkirchen oder Hamburg bist!

Dein el Jimador Team.

Ich bezweifle, dass Acapulco in Deutschland so bekannt ist oder als Image in eine bestimmte Richtung wirkt, so wie – von Ballermann bis Sylt – andere Orte das tun. Was genau ist mexikanisches Lebensgefühl?  Steht Acapulco wirklich für endlosen Sommer? Werbung mit unverständlichen Bezügen verpufft. Mexiko statt Acapulco wäre vielleicht besser gewesen, weil es bekannter ist. Doch das Land steht auch nicht gerade für mondäne Partys mit exklusiven Cocktails oder harten Shots, sondern ist eher mit brutalen Bandenkriegen behaftet.

Mangel an Inspiration und Resonanz

Meine Einschätzung ist subjektiv, aber andererseits: Stand heute, 10.8., hat die Kampagne 2.184 Likes generiert. Da möchte ich lieber nicht den Preis pro Like ausrechnen. Formal hat man alles richtig gemacht, aber inhaltlich fehlt’s: Der Ansatz ist zu mechanisch und produktig, der Funke springt nicht über, wie auch die Antwort auf meine Frage zeigt. Marketing 2013: Viel Geld für eine bundesweite Plakatkampagne ausgegeben, Fragezeichen beim Betrachter ausgelöst, magere Facebook-Resonanz, und noch keine Dose verkauft. Fast möchte man sagen: Außer Spesen nichts gewesen.

Bleibt der Vergleich mit früher. Da warb man mit dem Slogan 100% Agave. 100% real. Abgesehen davon, dass ich die Frage stellen möchte, ob alle wissen, dass Tequila aus Agave gemacht wird, glänzt dieser Slogan durch die Abwesenheit von Inspiration und Präzision, will sagen, er klingt austauschbar und lahm. So gesehen ist die neue Acapulco-Aussage Gold.

P.S. Noch eine Kleinigkeit: An teilnehmenden Tankstellen (rechts im Bild) ist zu lang und umständlich. Wahrscheinlich hat man sich wegen der Alliteration (t, T) dafür entschieden. An Tankstellen hätte gereicht. Wenn die, an die ich gerade fahre, den Schnaps nicht führt, ist es offensichtlich eine, die nicht teilnimmt. Die einschränkende Bedingung macht es nur redundant. Oder man sagt Nur an Tankstellen, um rhetorisch Exklusivität herzustellen bzw. künstlich zu verknappen.

Mehr von meiner Lieblingsplakatwand.

One Response to Was ist nur in Acapulco los?
  1. Medien-Woche 33/2013: Blogparaden & Journalisten-Netzwerk | kommunikationsABC.de 16. August 2013 at 09:39 Antworten

    […] Was ist nur in Acapulco los? […]


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