Das Leben wimmelt von Handlungen. Schreiben Sie doch auch so, mit vielen Verben – und schon texten Sie. Macht Microsoft auch gerade.

verben-werben(6.6.2013) Im Moment erfreut mich die Microsoft-Kampagne – s. Abb. Mit nur vier Verben wird das neue Betriebssystem Windows 8 auf Plakaten beworben. Der Slogan:

Tippen, wischen, drücken, klicken.

Und sonst nichts (bis auf einen Verweis auf die Domain windows.de). Das nenne ich reduziert. Und mutig.

Also erstmal: Wer meine Seminare kennt weiß, dass ich dort den Gebrauch von Verben predige. Sie sind das beste Mittel gegen den lähmenden, populären Nominalstil und führen fast zwangsläufig zu lebendigem Deutsch. Warum ist das so? Weil sie die schlichte Tatsache abbilden, dass Menschen dauernd – und ich meine dauernd – handeln. Deshalb sagt man auch, dass Verben das Rückgrat jeden Satzes bilden. Je stärker sie sind, desto mehr können Sie an ihnen aufhängen.

Ich schreibe dies, sie lesen es, und selbst wenn Sie dabei schlaff auf dem Sofa liegen, tun Sie wenigstens das: liegen. Doch Sie denken auch, Sie zweifeln, oder stimmen mir zu, vielleicht sind Sie drauf und dran, diesen Beitrag zu kommentieren. Merken Sie, wie das Leben von lauter Handlungen nur so wimmelt, selbst wenn Sie vermeintlich nichts tun? Und das ist in jeder Sekunde so, Sie müssen nur genau beobachten.

Zweitens: Vier Verben, so reduziert habe ich lange nichts gesehen. Keine Adjektive, kein Microsoft-Claim als Abbinder, keine Handlungsaufforderung (Fachsprech: Call to action).

Drittens: Der Rhythmus stimmt auch – alles Zweisilber. Die Verben haben einen gemeinsamen Vokal, das kurze i (ein kurzes ü ist kurz und ähnlich genug, um es dazuzählen). Das gibt den vier Verben einen durchgehenden Klang.

Viertens: Der Slogan passt genau zum Produkt. Auch Windows 8 und sein Kacheldesign sind reduziert und auf direkte Interaktion programmiert.

Fünftens: Texten bedeutet nicht, viel zu schreiben, sondern das richtige. Die Lösung liegt im Denken vorher.

Kurz: Das ist doch mal ein funktionaler Text. Und dann noch aufmerksamkeitsstark auf Orange  – eigentlich nicht zu übersehen. Den wird man auch im Vorbeigehen lesen.

Hier geht’s zu einer anderen Lobeshymne.

One Response to Microsoft-Plakate: Vier Verben vor
  1. Medien-Woche 23/2013: Twitter, Facebook & die Flut | kommunikationsABC.de 7. Juni 2013 at 12:59 Antworten

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