Zusammengesetzte Hauptwörter mit mehr als zwei Bestandteilen sollte man per Bindestrich teilen – sie lassen sich dann besser lesen und verstehen. Eine Fallstudie.

Brandsimulationsanlage-Bindestrich(21.6.2013) Die Münchner Hauptfeuerwache feiert, Achtung, heuer 109-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass hat sie u.a. direkt vor ihren vielen Türen eine Brandsimulationsanlage aufgestellt. Und genauso steht das auch auf der Brandsimulationsanlage:

Brandsimulationsanlage

Das ist nicht besonders lesefreundlich, weil der Leser zum Verstehen zu lange braucht. Gerade wenn so ein langes Wort auf einem beweglichen Medium wie einem Feuerwehrfahrzeug angebracht ist, spielt das eine Rolle: Schlimmstenfalls ist der Wagen um die Ecke gebogen, bevor Sie das Wort entziffert haben. Dieser lesefreundlich gesonnene Schreiber möchte deshalb ein zunehmend in Vergessenheit geratendes Hilfsmittel ins Spiel bringen – den Kopplungsstrich, im Volksmund auch gern Bindestrich genannt.

Sinnvoll zerlegen

Im Deutschen darf man Substantive zusammensetzen, man darf das auf verschiedene Arten tun. Z.B. darf man die einzelnen Worte direkt zusammensetzen. Dann kommt Brandsimulationsanlage dabei heraus. Das ist wie gezeigt ungünstig.

Man darf aber auch einzelne Bestandteile separieren und die Zugehörigkeit zum Rest des Wortes mit Bindestrich anzeigen. Z.B. könnte man Brand-Simulationsanlage schreiben. Oder auch Brandsimulations-Anlage. Die Entscheidung für die passende Variante sollte nicht willkürlich, sondern nach dem Sinn getroffen werden.

Was gehört stärker zusammen? Ist es eine Brandsimulation in einer Anlage? Oder ist es eine Simulationsanlage für Brände? Die Prüfung gibt den Ausschlag für die zweite Variante. Gestützt wird das auch dadurch, dass die Simulation und die Anlage durch ein Bindungs-s verbunden werden. Es wäre paradox, dieses Binde-Element durch getrennte Schreibung wieder aufzuheben. Also: Brand-Simulationsanlage. Und schon liest man schneller und versteht besser.

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5 Responses to Bindestrich, oh binde mich (4) – Wortmonster teilen
  1. Medien-Woche 25/2013: #Neuland & Websites | kommunikationsABC.de 21. Juni 2013 at 11:38 Antworten

    […] Bindestrich, oh binde mich (4) – Wortmonster teilen […]

  2. Du hast übrigens auch gleich ein schönes Beispiel geliefert, dass man da durchaus differenzieren darf: “Hauptfeuerwache” geht gut, “Brandsimulationsanlage” ist fies. O. k. “Haupt” ist in diesem Fall kein Substantiv, könnte aber eins sein – “Feuerwache” ist jedoch so geläufig, dass der Leser auf jeden Fall klarkommt. Ich persönlich habe außer den im Duden genannten noch eine weitere Faustregel, wann ich einen Bindestrich setze. Nämlich immer dann, wenn Wörter mit verschiedensprachigen Wurzeln zusammengefügt werden, weil da die Wortgrenzen gern verschwimmen. Die Simulations-Anlage ist ganz vorn mit dabei, weil man sich einen Moment lang fragt, was die “Zahnlage” mit der Sache zu tun hat.

  3. […] Abteilung. Denn ich kam nochmal an der Münchner Hauptfeuerwache vorbei, über ich erst kürzlich hier berichtet habe, und tatsächlich – die Sache fußt auf einem […]

  4. […] “Bindestrich, oh binde mich” ruft Kai Bargmann in seinem Blog auf und rät dazu, Wortmonster zu teilen. […]


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