Wenn keine Leiche, sondern ein toter Mensch gefunden wird, dann sehen Sie einen synchronisierten Film – den Lippen zuliebe. Doch was ist mit dem Sinn?

(29.4.2013) Under Suspicion ist eine Neuverfilmung des französischen Thrillers Das Verhör mit Lino Ventura, Michele Serrault und Romy Schneider, der Sonntag auf Tele 5 lief. Gene Hackman als Verdächtiger und Morgan Freeman als Ermittler spielen die männlichen Hauptrollen, Monika Belluci übernimmt Schneiders Rolle als Ehefrau des Verdächtigen.

Eine Leiche wurde gefunden, sagt Morgan Freeman in einer Szene, seine Lippen formen die Worte in Großaufnahme. Im Original war das zweifellos a dead body. Was aber hören wir in der Synchronisation: Ein toter Mensch wurde gefunden. Wussten die Übersetzer nicht, dass dead body als Leiche in übertragener Bedeutung übersetzt wird? Oder entschieden sie sich für den toten Menschen, weil die Lippenbewegungen besser zusammenpassen – beim b und m werden die Lippen zusammengepresst, beim l geht der Mund auf und die Zunge nach vorn. Das mag für den Betrachter womöglich überzeugender wirken, auf den Hörer allerdings wirkt es fremd, weil ungebräuchlich.

Form oder Inhalt – die Synchronisatoren entschieden sich für Ersteres. Ich bin weiterhin ein großer Freund des treffend bezeichneten Inhalts, zumal in diesem Fall der tote Mensch ein Beispiel für den Trend ist, aus Armen, Reichen, Dicken, Dünnen etc. redundanter-, verhüllender- und antidiskrimierenderweise arme, reiche, dicke, dünne Menschen zu machen.

Hier ein anderes Synchronisationsproblem, hier ein Eintrag zum gehäuften Vorkommen des Menschen in den Medien.

One Response to Den Lippen zuliebe: ein toter Mensch
  1. […] Wir schalten zu den verwandten Beiträgen über „degradierende Bemerkungen“ und „tote Körper“. Share on FacebookShare on Google+Share on LinkedinShare on Xing 2019, Anglizismus, […]


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