SZ-Schlagzeile (Ausschnitt): Anspielungsreich schlägt einzigartig

Nachläufer von letzter Woche: Mittwochs im Panorama der Süddeutschen die Zeile „Auch schön“. Die Geschichte handelt von Valérie Trierweiler, der Frau des neuen französischen Präsidenten François Hollande. Ich bin irritiert. Klar, im Zeitalter des Storytelling versucht auch die SZ was Neues. Neugierig machen, Heiterkeit, ironische Distanz – all das spielt neben dem Nachrichtlichen innerhalb dieses Ansatzes eine Rolle. Aber das macht „Auch schön“ noch längst nicht zu einer Schlagzeile. Ich wünsche mir eine richtige.

Eine Headline soll möglichst unverwechselbar sein, den Inhalt des Folgenden auf den Punkt bringen, klar und verständlich sein und zum Lesen einladen. (Die fünf Gebote für Headlines im Detail.) „Auch schön“ verstößt vor allem gegen die ersten beiden Punkte. Am schlimmsten ist die Austauschbarkeit: Es könnte über jeder leidlich positiven Nachricht oder jedem einigermaßen hübschen Anblick stehen.

Warum hat es dieses Beispiel trotzdem in die Ausgabe geschafft? Wahrscheinlich, weil es anspielungsreich ist. Im Intro heißt es:

Valérie Trierweller ist die erste unverheiratete Première Dame im Élysée.

Drei Interpretationen bieten sich für „Auch schön“ nun an:

  1. Skandalös: Nein sowas, kein Trauschein!
  2. Selbstbezüglich: Diese Meldung ist auch gut!
  3. Süffisant: Nach Carla Bruni ist auch die Neue ansehnlich!

In der Geschichte wird Mme. Trierweiler dann porträtiert und ihre Art mit früheren Präsidentengattinnen verglichen. In die Richtung hätte man titeln sollen: Palastrevolution o.ä. Hier noch ein paar Beispiele für gelungene Zeilen.

One Response to Headline dringend gesucht!

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