Massive Vermehrung einer nicht-massiven Spezies: Schokoladeosterhasen (im Handel)

(28.3.2012) So massiv derzeit Schoko-Osterhasen-Armeen die Supermarktregale besetzen, so massiv hat sich das Adjektiv in Nachrichtenformaten eingenistet. Vorgestern, in der Ausgabe vom 26.3., begegnete es mir in der Süddeutschen Zeitung gleich dreimal, in Form massiver Veränderungen, massiver Verluste und massiver Kürzungen. Und ich lese bei weitem nicht alle Artikel.

Abgesehen vom Modefaktor ist es wohl der bedrohliche Unterton, der zu der häufigen Verwendung führt. Massiv – im Klang schwingt sehr schön mit, dass etwas Gewaltiges (i.S. von etwas Negativem) stattfindet und auf uns Leser zukommt; das Wort legt zudem nahe, dass wir dieser Überwältigung weitgehend schutzlos ausgeliefert sind. Davon leben Zeitungen, schlechte Nachrichten verkaufen sich besser als gute.

Falls Sie wie ich nicht immer dasselbe schreiben oder wie alle anderen klingen wollen, hier drei Vorschläge. Man könnte von

  • gravierenden Veränderungen,
  • schweren Verlusten und
  • einschneidenden Kürzungen

sprechen. Der Duden hält noch eine Reihe weiterer Synonyme bereit.

Was massiv eigentlich bedeutet, lesen Sie in diesem Eintrag. Für Eilige hier die Kurzfassung: Ein Schoko-Osterhase ist das Gegenteil.

9 Responses to Dunkel, bedrohlich, populär: Massiv
  1. […] unterliegt Moden, Wörter liegen im Trend – oder eben auch nicht. Neben dem Adjektiv massiv (wie in massive Kritik, massiver Stellenabbau, massive Gefahren) ist das Adjektiv komplett massiv […]

  2. […] Eine Lücke kann weder schwer noch erheblich oder gravierend sein. Sie kann übrigens auch nicht massiv sein, obwohl das eine sehr populäre Floskel ist, die in diesem Fall […]

  3. […] Weiter ungebrochener Trend im SZ-Jargon: die Verwendung von massiv. […]

  4. […] oder abstrakte Sachverhalte neue Metaphern. Wenn man bisher etwa einen exorbitanten (neudeutsch: massiven) Kostenanstieg in einem Vergleich veranschaulichen wollte, griff man übereinstimmend zum […]

  5. […] wie ängstigend Worte wirken können, erkennen Sie an der durchgehenden Verwendung des Adjektives massiv, wenn etwas Starkes oder Schweres bezeichnet werden […]

  6. […] ein Schläfer, doch dann kam Trump, und mit ihm schnellte die Lesehäufigkeit stark (und nicht etwa massiv) in die Höhe. Bis es neulich zu diesem Spitzenausschlag […]

  7. […] ablösen. So wie man mal von starken Unterschieden oder schweren Unruhen sprach, sind es nun massive; und so wie man etwas mal legendär nannte, ist es nun ikonisch. Dabei verschärft sich auch der […]

  8. […] negative Höhepunkte, wenn Tiefpunkte gemeint sind.  Oder wie falsche Adjektive benutzt werden – massiv wird gern eingesetzt, wenn stark gemeint ist. Und auch Präpositionen werden immer häufiger falsch […]


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