Rollentausch bei Tele 5

Bushaltestelle (in München): Wer ist was?

(21.1.2012) Das Deutsche erlaubt eine sehr flexible Stellung der Worte im Satz, zum Beispiel darf man Subjekt und Objekt vertauschen. Normalerweise steht das Subjekt vor dem Objekt, doch manchmal, etwa wenn das Objekt besonders betont werden soll, wird es vorgezogen. Das weiß der Leser allerdings nicht gleich, er erwartet das Subjekt vorn – und das führt gelegentlich zu einer Irritation im Verständnis, so wie im Herbst bei einer Plakatkampagne des Fernsehsenders Tele 5 (s. Bild).

Funkelnd schaut uns die Schauspielerin Milla Jovovich an, geduckt und gespannt ist ihre Haltung, kriegerisch ihre Kleidung, und dann steht auf dem Plakat an der Bushaltestelle:

Mythos ist Tele 5.

Sicher? Mir stellt sich die Frage, wer was ist: Mythos Tele 5 oder Tele 5 Mythos? So wie es dasteht, ist beides möglich. Ich fände sogar die Aussage Mythos ist grün glaubwürdiger. Um das zu machen, was der Texter wollte, nämlich zu betonen, dass Tele 5 die Eigenschaft Mythos vollständig verkörpert, hätten drei Punkte die Botschaft deutlicher gemacht:

Mythos ist . . . Tele 5.

Das erzeugt mehr Spannung, aber wichtiger noch, es bringt Subjekt und Objekt in die richtige Reihenfolge. Ohne Punkte klingt es wie ein irrtümlicher Tausch, der eigentlich heißen müsste:

Tele 5 ist Mythos.

Die Verkörperung der Eigenschaft wird nun zwar besonders betont. Aber glaubt man das? Wollte man das wirklich sagen? Denn parallel waren auch Leuchtplakate mit dem Slogan Action ist Tele 5 u.a. zu sehen. Oder nicht vielmehr, dass der Zuschauer auf Tele 5 Sendungen mit Mythos im Programm findet?  Die Aussage war den Verantwortlichen wahrscheinlich zu schwach, sie haben vermutlich bewusst die Gleichsetzung gewählt, aber diese Variante macht die Aussage realistischer:

Mythos – auf Tele 5.

Wie es sich manchmal irritierend auf den Sinn auswirkt, wenn Subjekt und Objekt vertauscht werden, zeigte sich schon beim Torwartverkauf in Unterhaching.