Blumengeschäft-ohne-Texter-in-München

Falsch beschriftete Markise: „Leidenschaft am Schönen“

(29.11.2011) In der Münchner Hans-Sachs-Straße hat ein Blumengeschäft sein Schaufenster prächtig vorweihnachtlich geschmückt (s. Bild).  Die Aufschrift auf der Markise verspricht:

Aus Leidenschaft am Schönen . . .

Die Nische für ein anspruchsvolles Blumengeschäft ist klein, aber in dieser hedonistischen Gegend Münchens am ehesten tragfähig. Allerdings machte mich die Präposition am gleich stutzig, als ich dran vorbeikam.

Ich habe im Duden nachgeschlagen: Man kann seine Leidenschaft für etwas entdecken oder von einer Leidenschaft zu etwas besessen sein, man kann einer Leidenschaft frönen oder aus Leidenschaft etwas tun. Vielleicht macht Leidenschaft zum Schönen Spaß – das geht mit an. Oder Freude, das auch. Aber Leidenschaft an etwas – das kann man nicht sagen.

Gerade wenn ich ein hochspezialisiertes Geschäft mit vermutlich hohen Preisen betreibe, erwarten Kunden, dass alles bis ins Detail stimmt – vom Service bis zur Außendarstellung. Wird die Klientel den Fehler bemerken? Wird sie ihn für einen Stilbruch halten? Vielleicht. Und vielleicht macht es gar nichts. Sie könnte dem Inhaber und seinen Waren aber auch weniger Vertrauen oder sogar Skepsis entgegenbringen, weil das vermeintlich bedingungslose Qualitätsversprechen der Leidenschaft einen Riss bekommen hat.

P.S. Und statt der unentschlossenen Verheißung durch Punkte am Ende („. . .“) hätte ein Ausrufezeichen („!“) die Leidenschaft noch stärker zum Ausdruck gebracht.

3 Responses to Wenn Leidenschaft Sprachleid schafft
  1. Mahlzeit! wo ist der Facebook Like Button? 😉

  2. […] einem textlich und konzeptionell sonst noch so im Einzelhandel unterkommen kann, etwa im Blumen- oder Schuhhandel. Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Schilder & Plakate abgelegt und mit […]


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