Nicht nur bei der Buchung können sich Urlauber sprachlich auf einiges gefasst machen – auch unterwegs kann der interessierte Tourist was erleben. Ein aktuelles Beispiel aus Mallorca – von einem deutschsprachigen Autor.

Schild-Kloster-Lluc-Mallorca

Touristeninfo auf Mallorca: „Herzensgüte ist ansteckbar.“

(9.8.2011) Links sehen Sie ein Schild aus dem Kloster Lluc – Ausflugsziel von Heerscharen deutscher Touristen, die sich in Bussen, Autos oder auch per Mountainbike über enge, gewundene Strecken zu der abgelegenen Glaubensstätte hinaufquälen. Es soll die Geschichte der Anlage nachzeichnen. Doch der Übersetzungstext macht nur wenig Freude – er ist mit Fehlern gespickt und lausig geschrieben. Lesen Sie selbst (vgl. Foto):

Die Magnolienanlage

Pater Joaquim Rossello i Ferra, der die “Missioners dels Sagrats Cors“, die das Heiligtum betreuen, 1890 gründete, war in einer sehr schwierigen Zeit Prior von Lluc (1891-1901). Er erneuerte die hl. Stätte durch die Predigt nach dem Evangelium, durch Wohltätigkeit und nahm die Wallfahrer in väterlich-sorgender Gesinnung auf. Seine Broncestatue in der Magnolienanlage, ein Werk des Künstlers Remigia Caubet, möchte daran erinnern, dass Herzensgüte ansteckbar ist und sich ausbreietet wie der Duft dieser Blume. Lluc erhält so die Erinnerung an Vorfahren lebendig, die überzeugt waren, dass Anmut und Zärtlichkeit die Welt verändern können.

Der Autor ist deutschsprachiger Akademiker

Ist doch nur ein Schild? Und dann auch noch im Ausland, wo man nicht erwarten kann, dass die Einheimischen perfekt deutsch beherrschen? Schon richtig, nur dass am Ende der Halle, in der gleich mehrere dieser Schilder in ähnlicher Qualität hängen, ausdrücklich der Verfasser genannt wird. Da steht ein deutscher Name, mit einem Doktortitel davor. Und die Schilder hängen erst seit kurzem.

Das haben weder Touristen noch das Kloster verdient. Wenigstens die Rechtschreibung sollte stimmen. Bronze. Ausbreitet. Sätze sollen sinnvoll sein – Herzensgüte ist ansteckend, aber nicht ansteckbar.

Vorschlag zum Satzbau: Aus eins mach zwei

Doch auch stilistisch ist das Schild reichlich verquer. Gleich der erste Satz bietet eine kühne Syntax. Die Verbindung der Satzteile ist zwar formal korrekt, aber der zweite Relativsatz, die das Heiligtum betreuen, ist problematisch, weil er bereits Teil eines Relativsatzes ist – der die “Missioners dels Sagrats Core“ 1890 gründete. Klassischer Fall von Überfrachtung. Man müsste einen Punkt und zwei Sätze machen, etwa so:

Die “Missioners dels Sagrats Cors“ betreuen das Heiligtum. Pater Joaquim Rossello i Ferra, der sie 1890 gründete, war in einer sehr schwierigen Zeit Prior von Lluc (1891-1901).

Statt väterlich-sorgender Gesinnung wäre in väterlicher Sorge klarer. Wenn dann noch die An- und Ausführungszeichen gestimmt hätten, wäre der kurze Text auch gestalterisch in Ordnung gewesen – und der Besuch in Kloster Lluc noch lohnenswerter.

Den Beginn der Serie „Was Urlauber erwartet“ hier.

2 Responses to Was Urlauber erwartet (2): Ansteckbare Herzensgüte!
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