Wie hält man Jugendliche davon ab, ihren Grillmüll am Isarufer zurückzulassen?  Die Stadt München und der Isarfischer-Verein versuchen mit der pfiffigen Kampagne „Deine Isar“ Aufmerksamkeit, Einsicht und Abhilfe zu schaffen.

(25.7.2011) Im Sommer sind die Münchner Isarauen vor allem unter Jugendlichen ein beliebter Treffpunkt zum Grillen, Trinken und Feiern. An schönen Wochenenden gleichen die renaturierten Ufer einer einzigen großen Partyzone. Unvermeidlich: Abfall, Flaschen und Scherben, die nur selten ihren Weg in die Papierkörbe finden. Bisher jedenfalls.

In diesem Jahr zieren Hinweisschilder die Abfallbehälter, die zum Nachdenken und Bessermachen anregen sollen. Viel versprechend: Die Kampagne ist gut konzipiert, getextet und nicht zu übersehen. Die Botschaften sind knapp, knackig und witzig, die Gestaltung an Punk-Ästhetik angelehnt, ohne aufgesetzt oder abgeguckt zu wirken. Vor allem dürfte die Aktion bei den Kids ankommen, weil sie auf den erhobenen Zeigefinger verzichtet.

Ganze Kerle – ganze Flaschen, Scherben gehören nicht in die Isar, steht auf einem Schild – s. Fotos. Nach mir die Müllfee?, fragt ein zweites und setzt hinzu: Die Isar hat keinen Selbstreinigungsmodus. Ein drittes warnt: Scherben bringen nix! und erläutert: Strandmüll tut weh! Nimm ihn einfach mit. Closing line hinter jedem Motiv: Deine Isar gelebt – geliebt – geschunden. Etwas zuviel Pathos, aber im Dreisprung sauber auf den Punkt gebracht.

Der Auslöser: Frust schafft Schub

Erdacht hat die Plakatreihe die Agentur Keitel und Knoch. Die beiden Agenturbetreiber Hartmut Keitel und Michael Knoch wohnen selbst an der Isar und ärgern sich nicht selten über die Partyreste. Sie entwerfen Poster gegen die zugemüllten Ufer, die in einer Nacht- und Nebelaktion eigenhändig in den Isarauen angebracht werden sollen. Doch Willi Ruff, Vorstand der „Isarfischer“, sieht die Entwürfe in der Agentur seines Vereinskollegen Knoch und stellt den Kontakt zum Münchner Oberbürgermeister Christian Ude her, der die Schirmherrschaft übernimmt, sodass eine offizielle Kampagne daraus entsteht.

Die Idee: Auf Augenhöhe mit den Verursachern

Zum Konzept sagt Hartmut Keitel: „Ziel ist es, den Verursachern auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen klar zu machen, daß es nicht cool ist, seinen Müll einfach zurück zu lassen. Es war uns von Anfang an klar, daß wir den harten Kern der Verursacher nie erreichen werden. Deshalb wählten wir unsere Strategie so, dass wir den harten Kern umzingeln mit Leuten, die einsichtiger sind. In der Praxis heißt das, die Freundin mahnt  ihren betrunkenen Freund, die Bierflasche heil zu lassen, der Grillnachbar erinnert die Gruppe daran, beim Aufbruch den Müll mitzunehmen. etc.“

Parallel wird die Aktion unter dem Titel „Deine Isar“ auf Facebook und mit einem Portal begleitet. Ob die Isarauen schon sauberer geworden sind, ist noch nicht klar – dazu ist es zu früh. Die Papierkörbe sehen aber definitiv besser aus.

Nachtrag 13.9.2011: Kommunikation kann nur begrenzt wirken, manche Kräfte sind stärker. Die gelungene Renaturierung und der schöne August haben die Anziehungskraft der Isarauen in diesem Sommer erhöht. Die Süddeutsche Zeitung berichtet im Aufmacher des Lokalteils, dass der Müll weiter ein großes Problem ist. Nach einem schönen Wochenende sind es zwischen 3,5 und 4,5 Tonnen, die die Besucher zurücklassen. Jährlich kommen etwa 100 Tonnen zusammen. Tendenz: (noch) steigend.

Nachtrag 29.9.2016: Inzwischen führt Hartmut Keitel die Aktion nur noch über den Verein Deine Isar.

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