Die wörtliche Übersetzung aus dem Englischen führt immer wieder zu eigentümlichen Aussagen – und selten zum treffenden Wort. Wenn etwa Dirk Nowitzki „mentale Stärke“ zeigt, beweist er eigentlich Nervenstärke – es schreibt nur keiner. Anders der DFB: Zu Ballacks Abschied nennt er die Dinge gleich beim Namen.

NBA-Champion Dirk Nowitzki

NBA-Champion Nowitzki: „Mentale Stärke“ (Foto: obs/ING-DiBa)

(15.6.2011) Dirk Nowitzki hat’s geschafft: Als erster Deutscher ist er Meister der US-Profiliga NBA geworden. Und erhält dafür höchstes Lob: „Er hat mentale Stärke gezeigt wie noch niemand in der NBA“, schwärmte etwa Basketball-Legende Earvin „Magic“ Johnson. So stand es tags drauf in deutschen Zeitungen.

Auch wenn mentale Stärke sich mir in der Bedeutung ungefähr erschließt, wollte ich der Sache auf den Grund gehen – die Formulierung klingt nicht gerade typisch deutsch, während Sport in der Regel keine intellektuellen oder verbalen Klimmzüge erfordert. Was also steckt dahinter, und wie könnte man es besser sagen? Im Original der Dallas News lautet das Zitat: „He showed mental toughness like nobody else has done it in this league before.“

Wie es zur mentalen Stärke kam – und was besser wäre

Mental – das steht für mental, seelisch, geistig, verstandesmäßig, also alles, was das Wollen und Begehren betrifft. In zusammengesetzten Begriffen wird es nicht unbedingt wörtlich übersetzt. So wird etwa aus dem mental breakdown der Nervenzusammenbruch.

Toughness ist mit Härte, Zähigkeit, Belastbarkeit im Wörterbuch angegeben. Von da aus ist es nur ein kurzer Weg zur Stärke, in diesem Fall der Nervenstärke. Diese Version wäre treffender gewesen. Darüber hätte ich mich als weitere, kleine Übertragungsleistung gefreut –  aus der Liga wurde ja immerhin schon NBA. Besser wäre im Zusammenhang betrachtet vielleicht noch gewesen: „Nowitzki hat Moral gezeigt wie noch niemand in der NBA.“

Trifft ins Schwarze: Löw lobt Ballacks Nervenstärke

 

DFB-Pressemitteilung-Michael Ballack

DFB-Pressemitteilung (Ausriss): Löw lobt Ballacks „Nervenstärke“

Nachtrag: In einer am 16.6.2011 verbreiteten Pressemitteilung verabschiedet der DFB seinen langjährigen Kapitän Michael Ballack aus der Nationalmannschaft. Trainer Joachim Löw lobt Ballack u.a. wegen seiner „Nervenstärke gerade in wichtigen Spielen.“

Wenn nicht übersetzt wird, kommt das treffende Wort auf Anhieb.

2 Responses to Nowitzki und Ballack: Mentale vs. Nervenstärke
  1. Ich haette Lust automatisch in Zukunft auf dem laufenden zu bleiben, aber wo ist der RSS Link ?


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