(19.1.2011) Nachrichten werden in der Vergangenheitsform geschrieben, denn man berichtet über zurückliegende Ereignisse. Sie lesen übrigens gerade Präsens, also die Gegenwart. Wenn Sie richtig ausholen und von etwas berichten wollen, das sich vor dem nachrichtlichen Ereignis zutrug, dann greifen Sie . . . richtig: zur Vorvergangenheit, im Fachsprech: Plusquamperfekt.

So weit, so grammatisch korrekt. Wie liest sich das in der Praxis? „Alternativlos“ wurde zum Unwort des Jahres 2010 gekürt“, meldet die dpa gestern, „zum Wort des Jahres 2010 war bereits im Dezember der Begriff „Wutbürger“ gewählt worden“, heißt es zum Schluss. Das hätte man doch auch so verstanden: „Zum Wort des Jahres 2010 wurde bereits im Dezember der Begriff „Wutbürger“ gewählt“, und damit eine sperrige Hässlichkeit vermieden.

Schlimmer wird es noch, wenn das Plusquamperfekt im Hörfunk vorgelesen wird – dann klingen die Nachrichten so trocken wie aus dem Verlautbarungsbüro. Das mit dem Plusquamperfekt war Ihnen doch hoffentlich von Anfang an klar – und nicht etwa klar gewesen!

4 Responses to Vergangene Vergangenheit – hartnäckig hässlich
  1. […] hieß das Unwort des Jahres alternativlos, 2009 betriebsratsverseucht, 2008 Notleidende Banken. Weiterlesen? Hier die Listen der Unworte der […]

  2. […] ist so zu verstehen, dass formal  die Vorzeitigkeit für das Imperfekt das Plusquamperfekt ist, eine Zeitform, auf die man angesichts ihrer Sperrigkeit besser verzichtet, wenn man […]

  3. […] aus dem Jahr 1968. (Trotz Vorzeitigkeit Gegenwart; mit diesem Kunstgriff vermeiden Sie das sperrige Plusquamperfekt war […]


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