(30.10.2010, Nachtrag 17.3.2011) Sprache lebt und entwickelt sich durch die Benutzung weiter. Versuche, einen bestimmten Stand zu bewahren, sind zum Scheitern verurteilt.
Unbestritten ist, dass Anglizismen nicht mehr aus dem Sprachgebrauch wegzudenken sind – der Laptop oder das Know-how sind nur zwei von vielen Beispielen.
Trotzdem hat Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) jetzt in seinem Ministerium eine Liste mit deutschen Sprachvorschlägen eingeführt, die Anglizismen ersetzen sollen. Manche sind komisch, weil unpraktikabel. So schlägt er etwa Klapprechner für den Laptop vor. Dafür muss man mit Lachern rechnen. Skurril wird es, wenn für das Flipchart Tafelschreibblock vorgeschlagen wird. Das klingt spießig-muffig und zeigt nur eins: Die Uhr lässt sich nicht zurückdrehen. Unter einem hauseigenen Seminar verstehe ich etwas anderes als das inhouse meeting.
Andere Vorschläge sind überdenkenswert. Muss es Content sein? So schlecht finde ich den schlichten Inhalt nicht. Besprechung für Meeting – durchaus. Was ist mit Look and Feel? Anmutung klingt völlig okay und durchaus sinnlich. Fahrschein statt Ticket dagegen braucht es nicht – im Gegenteil. Daran lässt sich der Wandel schön erkennen. Erinnert sich noch jemand an die Zeiten, als man französisch billet sagte? Gar nicht so lange her.
Insgesamt ist es rührend, dass Ramsauer die Sprache bewahren will, doch den Wandel wird er nicht aufhalten können, was seine Liste vergeblich wirken lässt. Ein Gutes hat sie: Sie fördert die Sensibilität. Ich frage mich jedesmal, ob es für einen der so locker klingenden Begriffe aus dem Englischen eine passende deutsche Entsprechung gibt. Wenn ja, verwende ich sie. Als Gedächtnisstütze und Inspiration nutze ich gern das fruchtbringende Wörterbuch der Wikipedia.
Aktualisierung: Am 17.3.2011 zeichnete die Fachzeitschrift Deutsche Sprachwelt Peter Ramsauer für seine Liste als Sprachwahrer des Jahres aus.