Übersetzungen kleben oft zu eng am Original. Drei Beispiele von Amazon: Basierend auf, begrenzte Zeit und Originals.

Eins vorweg: Ich liebe Amazon. Toller Service, Riesenauswahl, sehr kundenorientiert. Insofern ist der nun folgende Blogeintrag nicht als generelle Kritik an diesem exzellenten Unternehmen zu verstehen. Vielmehr zielt er darauf ab, Feinheiten in der Arbeit eines Texters zu analysieren und Vorschläge dazu zu machen.

Denn selbst bei Amazon ist in dieser Hinsicht nicht alles Gold. Kein Wunder: Es ist ein amerikanisches Unternehmen mit der Heimatsprache Englisch, dass vor der gewaltigen Aufgabe steht, seine überaus komplexe Webseite in diversen Sprachversionen anzubieten.

Man merkt in der deutschen Fassung an manchen Stellen, dass die Webseite nach der englischen Vorlage getextet wurde, womit wir schon beim Thema sind. Hätte ich das analog getan, hätte ich schreiben müssen, dass die Webseite basierend auf der englischen Vorlage getextet wurde. Sie verstehen. Konkret:

  1. basierend auf heißt nach einer

    Was sie eigentlich sagen wollten: Nach einer wahren Begebenheit . . .

    1. basierend auf

Wie ich schon öfter anmerkte: Das Problem bei Übersetzungen besteht meist darin, dass der Texter sich allzu wörtlich an die Vorlage hält und sich nicht die Mühe macht, nach einer sinngemäßen Entsprechung im Deutschen zu suchen. Was passiert dann? Der Text wird eine Spur unechter und untypischer, der Leser fühlt sich tendenziell weniger angesprochen.

Basierend auf einer wahren Geschichte folgt in diesem Fall zu sehr based on a true story – das sagt man im Deutschen nicht. Richtig und schöner wäre: Nach einer wahren Begebenheit, wobei ich mich gegen die Geschichte nicht sträuben würde.

Tatsache ist: Basierend auf ist schon sehr verbreitet, wie ein früherer Eintrag zeigt.

limited time ist kurze Zeit

. . . nur noch kurze Zeit . . .

2. begrenzte Zeit

Dasselbe Argument gilt bei der begrenzten Zeit. Da stand im englischen Original natürlich limited time – und das ist im Deutschen eine kurze Zeit. Um den werblichen Charakter zu unterstreichen, böte sich an: Nur für kurze Zeit oder nur noch kurze Zeit.

Originals sind Originale

. . . und Originale. (Bildschirmfotos)

3. Originals

Hier wäre die Frage, was dagegen spricht, den Plural nach der deutschen Grammatik zu bilden? Ich plädiere für Amazon Originale. 

Seit Englisch die Lingua franca des Internets geworden ist und vor allem Deutsche stolz ihre Englischkenntnisse präsentieren, wird man diese Fundstellen wahrscheinlich überall durchwinken.

Da ich aber nach wie vor daran glaube, dass es ein Zeichen gründlichen Textens ist, Schwachstellen aufzuspüren und auszumerzen, empfehle ich gerade mit Blick auf Anglizismen, jede Arbeit genau zu prüfen. Denn eins muss man ganz profan feststellen: Englisch mag unseren Alltag durchdrungen haben, ist aber nicht dasselbe wie Deutsch – auch dann nicht, wenn Universalisten und „No-Nation-no-border“-Anhänger (dieser Anglizismus ist ein Zitat) dies vorzugsweise ignorieren. So wie Länder und ihre Bewohner Eigenheiten haben und sich voneinander unterscheiden, gilt dies auch für die Sprachen. Mir wäre nicht klar, mit welchem vernünftigen Argument man sich dieser Einsicht verschließen könnte.

Amazon muss auch mal einen Österreicher beschäftigt haben, denn eine Weile sprachen sie von inkludiert – worüber ich bloggte.

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