Warum das englische Wort act erst in zweiter Linie ein Akt, aber in erster eine Tat ist.

Alle sprechen so toll englisch, aber wenn Journalisten aus dem Englischen übersetzen sollen, ist das Resultat immer wieder kläglich, selbst Einfaches misslingt. Beispiel Spiegel Online. Da wurde gestern über eine Bombenexplosion in Manhattan berichtet – s. Bildschirmfoto. Vorzeile: „Vorsätzlicher Akt“.

Was bitte soll der vorsätzliche Akt sein? Da stand im Original sicher Act. Und so ist es auch – der „intentional act“ (AP) wurde übersetzt, wie es klingt – lautmalerisch als Akt. Doch ein Akt ist im Deutschen ein Verwaltungsvorgang oder der Teil eines Schauspiels, aber keine Explosion, die ein Attentat war. Ein Akt ist dann eine Tat oder eine Handlung, vgl. dict:cc. Und dann klingt es gleich viel sinnvoller.

In dem Zusammenhang muss man sagen, dass auch der häufig benutzte terroristische Akt unschön ist, während der Terroranschlag viel zutreffender, weil präziser ist.

Wir merken uns: Nicht nach ähnlichem Klang übersetzen, sondern überlegen, was gemeint sein könnte. Zum Glück ist Akt nicht ganz falsch, sondern nur missglückt. Der Sinn wird klar, insofern ist die Übersetzung verständlich. Aber überzeugend eben auch nicht, erst recht nicht gemessen am Anspruch eines Spiegel, wo ja angeblich Topleute arbeiten.

Act-übersetzt-FAZ-2016

Die gute Tat. (Bildschirmfoto)

Besser macht’s die FAZ. Sie schreibt von der vorsätzlichen Tat.

Leider kommt diese Technik der lautmalerischen Übersetzung in Medien häufiger vor als man sich wünschen würde, und häufig sitzt man dabei einem echten falschen Freund auf, z.B. dem Hund, der den Baum hochbellt.

2 Responses to Der Akt der Tat
  1. […] Solche stilistischen Schwächen finden sich auf SpOn öfter. Hier der letzte misslungene Übersetzungsversuch. […]

  2. […] schlechteres Zeugnis ausstellt. Das zeigen auch die häufig verwendeten falschen Freunde, etwa wenn Act als Akt, notorious als notorisch, night als Nacht, harsh als harsch oder mean als meinen interpretiert […]


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