Je mehr internationale Unternehmen auf den deutschen Markt drängen, desto mehr häufen sich Übersetzungen, die deutsch sein sollen, es aber nicht sind. Gebräuchliche statt wörtlicher Übersetzungen könnten Abhilfe schaffen.

Stutzen bei Spotify: Wo zum Teufel ist meine Region?

(15.8.2013) Hören Sie Musik auf Spotify? Dann kennen Sie den Empfehlungsservice des schwedischen Streamingdienstes.

Es ist in Deiner Region populär

heißt es da zum Beispiel über dem Adele-Cover (s. Abb.), und das wandelt mich jedesmal, wenn ich es lese, unangenehm an. Denn die Worte sind deutsch, der Satz hingegen ist es nicht. Reden Sie so? Ich nicht. Deutlich kann ich im Hintergrund das englische Vorbild erkennen: Popular in your region, das nur wörtlich übersetzt wurde, statt sich zu überlegen, was gebräuchliches Deutsch ist.

Was ist eine Region?

Wobei man einräumen muss, dass die Sache nicht ganz einfach ist. Was ist mit Region gemeint? Wo fängt sie an, wo endet sie? Bezeichnet sie ein Land? Ein Bundesland? Einen Kontinent, wie bei den region codes der DVDs? Oder ganz klein meine Gegend oder in meiner Nähe? Und statt populär würde man wohl beliebt, angesagt oder vielleicht auch viel gehört verwenden. Daraus ergeben sich folgende Varianten:

Es ist in In Deinem Land/Bundesland/Deutschland beliebt/angesagt.

Es wird in Deiner Nähe/Umgebung viel gehört.

Egal, wofür man sich entscheidet, jede Variante klingt vertrauter als die, die aktuell gebraucht wird.

Und was eine regionale Diät?

Das bringt mich zu einer Begebenheit, die nun schon zwei Sommer zurückliegt. In Potsdam interviewte ich Klaus Töpfer. Der ehemalige Bundesumweltminister leitet dort das Institute for Advanced Scientific Studies (IASS). Wir sprachen auch über Töpfers persönliche Ökobilanz. Ich erfuhr, dass er die Idee der regional diet bevorzugt.

Im Gespräch sagte er:

So etwas wie eine regionale Diät, also seine Essgewohnheiten möglichst regional zu orientieren,

In der freigebenenen Fassung hieß es:

So etwas wie eine regionale Ernährung zum Beispiel, also seine Essgewohnheiten möglichst regional zu orientieren.

Dieser Fall ist herrlich kurios, weil diet im Englischen die Ernährung bezeichnet, während im Deutschen die Diät eine Schonkost für Kranke oder Dicke darstellt. Wobei die Diät aus dem Mund eines Politikers doppeldeutig ist, weil sie auch einen Teil seines Einkommens bezeichnet.

Aber auch das Wort regional ist irreführend, denn gemeint ist beispielsweise, Äpfel aus dem Alten Land zu verzehren, während man auf solche aus Neuseeland verzichtet – auch dann, wenn sie günstiger sind oder appetitlicher aussehen. Dann wäre lokal erstens genauer und zweitens gebräuchlicher, am besten zusammen mit einem Begriff wie Lebensmittel, der nicht gar so abstrakt wie Ernährung ist.

Die Tendenz, wörtlich richtig zu übersetzen und doch falsch zu klingen, verstärkt sich, vor allem anscheinend durch Personal, das sich frei von Sprachgefühl sklavisch an den Wortlaut hält statt nach dem Sinn zu fragen. Vgl. auch Beispiele von Apple, Microsoft und TomTom.

2 Responses to Neues aus der Region
  1. Medien-Woche 34/2013: Meinungsfreiheit & Blog-Bewertung | kommunikationsABC.de 23. August 2013 at 10:22 Antworten

    […] Neues aus der Region […]

  2. […] die Region lässt sich eleganter ins Deutsche übersetzen. Und damit entlasse ich Sie in das lange […]


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