Während bisher normalerweise vom Wählen die Rede war, hat sich in bestimmten Lebensbereichen das Voting durchgesetzt. Eine Bestandsaufnahme.

Trendwort voten: Auch die Jüngsten tun’s.

In der Schule meiner Tochter hing zum Abschluss des Schuljahres ein Plakat – s. Foto.

Votet für unseren Film,

heißt es darauf. Tja, so sagt man das heute, wenn online abgestimmt werden soll: Voten statt wählen. Und man muss das nicht negativ sehen: Ich habe selbst einem Kunden schon empfohlen, auf seiner Website von voting statt von Umfrage zu sprechen, als es um ein Voting, Verzeihung, eine Umfrage ging.

Ich erinnere mich, dass vor gut zwei Jahren eine Kolumne in der Süddeutschen Zeitung erschien, in der orakelt wurde, wie lange es wohl dauern werde, bis endlich auch der Bundestag gevotet wird? In Bremen durften seinerzeit erstmals 16- und 17-Jährige wählen – das junge Fernsehpublikum also. Vielleicht hat sich der ein oder andere von ihnen schon gefragt, warum er nicht votet?

Differenzierung: Netz und Fernsehen

Ich halte das für übertrieben. Das neudeutsche Verb voten bezeichnet im Englischen nichts anderes als wählen. Doch gewählt wird in Mediendeutschland derzeit nur in der Politik. Es hat sich herausgebildet, im Netz und im Fernsehen voten oder voting zu sagen. Dagegen muss man sich nicht wehren, damit muss man souverän umgehen.  Im Duden steht voten bereits seit 2006, dabei entgeht ihm allerdings diese inhaltliche Differenzierung.

Griffe das Voting aus der digitalen in die analoge Welt über, ließen sich daraus allerdings hübsche neue Worte schöpfen – wie wäre es mit Briefvote oder Votingrecht? Dagegen fielen triste Metaphern wie Urnengang oder sein Kreuz machen unter den Tisch. Da liegen sie gut; ich rieche einen Imagegewinn für die oft muffig wirkende Politik. Oder fehlt dem Bundestagsvote der heilige Ernst? Naja, bis dahin wird es noch ein paar Jahre dauern.

Mehr über Veränderungen im Sprachgebrauch? Hier lernen Sie, einen Satz wie „Ich arbeite gerade“ neudeutsch zu formulieren.

2 Responses to Wie hältst Du’s mit dem Voten?
  1. Medien-Woche 31/2013: Springer & Leistungsschutzrecht | kommunikationsABC.de 2. August 2013 at 14:25 Antworten

    […] Wie hältst Du’s mit dem Voten? […]

  2. […] Verlag Pons das Prozedere überdacht und aus der Juryentscheidung einen öffentlichen Vote gemacht. Folge: Die Wahl hat wieder mehr Relevanz, wie das Ergebnis […]


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