Letztes Jahr bereicherte der Shitstorm das deutsche Vokabular. Jetzt ist auf einmal das Gegenteil dazugekommen – der Candystorm. Wie es zu der Wortschöpfung kam!

Claudia Roths Seelenfrieden dürfte wiederhergestellt sein. Nachdem sie bei der Urwahl zur Spitzenkandidatin der Grünen durchfiel, wurde sie anschließend als Parteivorsitzende bestätigt. Im Zusammenhang mit diesen stark schwankenden Wahlergebnissen tauchte aus heiterem Himmel das Wort Candystorm auf, und ich fragte mich, was es damit auf sich hat.

Ziel: Öffentlicher Trost

Die Mischung der englischen Wörter candy (‚Süßigkeit‘) und storm (‚Sturm‘) bezeichnet eine Welle des Zuspruchs, schreibt die Wikipedia, im Gegensatz zum Shitstorm. Vielleicht könnte man – metaphernfrei – von öffentlichem Trost sprechen. Unter den Wiki-Autoren tobte eine Relevanzdebatte, d.h. ob man genügend Speicherplatz hat, sich einen Eintrag zu diesem Thema zu leisten.  (Die Debatte tobte natürlich um die Frage, ob dieser Neologismus länger Bestand haben wird und deshalb einen Eintrag lohnt.) Heute wurde er gelöscht.

Flausch-, Love- oder Candystorm?

Die kurze Entstehungsgeschichte geht auf Roths Parteigenossen Volker Beck zurück. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, fragte Beck bei Twitter: „Wie nennt man das Gegenteil eines Shitstorms?“ Wenige Minuten später hatte er aus den Alternativen #lovestorm und #flauschstorm den #candystorm ausgewählt. Jetzt.de, die Jugendbeilage der Süddeutschen, ergänzt, dass Flausch eine Wortschöpfung der Piratenpartei ist, die Nettigkeiten in sozialen Netzen bezeichnet. Kurz gesagt: Anti-Shit. Das trifft’s. In aller Ausführlichkeit: Hier.

Rasant gestiegene Google-Treffermenge

Wenn man googelt, kommt man aktuell (20.11.2012) auf stattliche 258.000 Treffer, was eine beachtliche Steigerung zu den 374 ist, die auf der Wikipedia-Seite mit Stand vom 14.11., also nur sechs Tage vorher, genannt wurden. Einen Dudeneintrag gibt es daher noch nicht, und das wird es vielleicht auch nicht. Denn weil schlechte Nachrichten sich besser als gute verkaufen, wird es auch in Zukunft mehr Shitstorms geben und der Candystorm ein laues Lüftchen bleiben.

Der letzte vorher hier behandelte Neologismus war das Feierbiest.

One Response to Nett im Netz: Der Candystorm
  1. PR-Beiträge 47/2012: Double-opt-in & Dezember-PR | kommunikationsABC.de 23. November 2012 at 10:42 Antworten

    […] Nett im Netz: Der Candystorm […]


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