(5.5.2012) Gestern starb Adam Yauch mit 47 an Speicheldrüsenkrebs, heute würdigen die Feuilletons sein Schaffen mit den Beastie Boys. Darin lese ich, dass Yauch mit dem Musizieren auf der Lower East Side Manhattans begann, und zwar vor der Gentrifizierung.

Da ist es wieder, dieses Wort, das groß, mächtig und wie ein überwältigendes Phänomen klingt; das vor einiger Zeit schon mal stärker in Mode war und dessen Einsatz seitdem auf kleinerer Flamme vor sich hin köchelt; und von dem sich nicht wenige, mich eingeschlossen, fragen, was es eigentlich bedeutet. Ist es eine ansteckende Krankheit? Geht’s um die Gleichstellung von Mann und Frau? Die Überalterung der Bevölkerung? Der Duden definiert es so:

Aufwertung eines Stadtteils durch . . . Sanierung oder Umbau mit der Folge, dass die . . . Bevölkerung durch Wohlhabendere . . .  verdrängt wird.

Als Jargon wird Yuppisierung angegeben. (Die Punkte bedeuten, dass ich mir die Freiheit genommen habe, ein paar Worte zu entfernen, die vermeintlich die Genauigkeit erhöhen, aber die Verständlichkeit erschweren.) Aus dem Eintrag geht auch hervor, dass der Begriff aus der Soziologie stammt, und wer noch tiefer in die Materie eindringen möchte, findet hier sogar einen speziellen Blog, der über die G. in deutschen Städten berichtet.

Zur Wortherkunft habe ich in der Wikipedia gefunden, dass das englische Gentry so viel wie niederer Adel bedeutet. Im 18. Jahrhundert zog der offenbar vom Stadtrand ins Zentrum zurück und verdrängte dabei die angestammte Wohnbevölkerung.

Bleibt noch die Frage der Aussprache. Gentry wird nämlich [dʒɛntri] ausgesprochen, also mit dsch am Anfang. Während wir das im Deutschen tapfer beibehalten, wenn wir etwa Gentleman sagen, ist das dsch bei der Gentrifizierung auf der Strecke geblieben, wie sich hier überprüfen lässt.

In meiner Zeit in New York in den Neunzigern war die Lower East Side ziemlich heruntergekommen. Sie kann eigentlich nur schöner geworden sein, wenn ein paar der hässlichen Gebäude abgerissen und durch neue ersetzt wurden.

Weitere Fremdwörter aus der Welt des Feuilletons hier in meiner Liste der 25 populärsten Feuilletonphrasen.

5 Responses to Was war nochmal Gentrifizierung?
  1. […] eng verwandt ist die Gentrifizierung, und meinen ersten Kandidaten für ein Unwort 2012 finden Sie hier. Dieser Beitrag wurde unter […]

  2. […] großstädtischer Wohnungsnot bei gleichzeitiger Luxussanierung hätte ich die Gentrifizierung (oder das inhaltlich verwandte revitalisieren) für die bessere, weil repräsentativere Wahl […]

  3. […] hier noch mehr Wissenswertes, z.B. was Gentrifizierung oder Austeritätspolitik […]

  4. […] Zeitung: Eine Besprechung des neuen Gossip-Albums. Nach der Lektüre stelle ich fest: Es ist die Zeit der Fragen. Was heißt queer? Der Autor verwendet es in dem etwa 120-Zeilen-langen Artikel gleich dreimal, […]

  5. […] profitiere ich von meinem Wirtschaftsstudium. So auch in der Gentrifizierung oder der […]


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