(9.4.2012) Ostern ist das Fest eines Wunders. Da passt mein Fund aus dem Lüdinghausener Kreiskurier:

Die Esel wollten natürlich alle Kinder streicheln.

Schauen wir uns die Zeitlupe an: Wie die Esel die Hufe heben, die Kinder die zärtliche Annäherung missverstehen und verängstigt weglaufen. Ein Wunder? Nicht mal sprachlich. Der Autor meinte eigentlich, dass die Kinder die Esel streicheln wollten, er schrieb aber das Gegenteil, weil die Grammatik es zulässt.

Der Lapsus unterläuft nicht nur Kleinen. Auch in der Süddeutschen war vor ein paar Wochen (19.1.)  in einem Intro über die Probleme der Münchner Krankenhäuser zu lesen:

Verluste schreiben die meisten großen Krankenhäuser.

Auch hier amüsiert die Vorstellung, wie die Verluste mit einem Klemmbrett in der Hand große Krankenhäuser schreiben. Surrealistisch – aber so steht’s da. Grammatisch möglich, aber hauptsächlich schlechter Stil.

Tausch von Subjekt und Objekt verwirrt

Der Grund liegt in der flexiblen deutschen Satzstellung. Während im Englischen beispielsweise die strenge Ordnung von Subjekt, Prädikat und Objekt vorgegeben ist, darf man im Deutschen auch das Objekt nach vorne ziehen. Wir erwarten aber das Subjekt als erstes. Wenn Subjekt und Objekt die gleiche Endung haben, hat man den Salat.

In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, das Objekt nach vorn zu stellen, etwa wenn es besonders betont werden soll. Oder wenn man Ochsentrott, also den immer gleichen Satzbau, vermeiden will. Das ist in beiden Beispielen geschehen. Warum? Zum einen, weil dem Schreiber klar ist, was er meint,  er aber nicht an diejenigen denkt, die die Zeile zum ersten Mal lesen. Zum anderen, weil der Fall sofort klar wäre, wenn man ihn laut vorgelesen bekäme. Die Betonung macht den Unterschied. Nur, dass wir meist still lesen. Zum dritten aus einem vermeintlichen Sachzwang. Solche Fälle treten gern auf, wenn das Subjekt bereits einmal als solches in Erscheinung getreten ist, etwa in der Headline, und der Schreiber im Intro eine Wiederholung vermeiden will. Mein Tipp: Klarheit schlägt Verwirrung, das Subjekt nach vorn stellen:

Die meisten großen Krankenhäuser schreiben Verluste.

Mehr lesen? Beim Fußballverein SpVgg Unterhaching sorgte der Tausch von Subjekt und Objekt ebenso für Verwirrung wie bei Tele 5.

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