Englische Werbeslogans sind auf dem deutschen Markt tückisch. Lenovo lehnt sich mit for those who do weit aus dem Fenster: Die Botschaft erfordert keine Vokabeln, aber solide Grammatikkenntnisse. Und: Was ist eine Du-Maschine?

Lenovo-Notebook

Lenovo-Notebook: „Du-Maschine“ (Foto: Hersteller)

(1.7.2011) Ein interessanter Fall aus der Abteilung Denglisch: Der neue Lenovo-Claim, der im Juni über deutsche Fernsehschirme und Kinoleinwände flimmerte.

Lenovo – for those who do

Welche Idee steckt dahinter? Alexander Blumenthal, Lenovo-Marketing Director, sagt dazu im Marketing-Blog: „Wir verstehen uns nicht einfach nur als Technologie-Unternehmen. Lenovo ist die Marke für all die Menschen, die mit ihren Technik-Tools auch tatsächlich etwas schaffen wollen.“ Thomas Kanofsky, Creative Director der Agentur Saatchi & Saatchi, ergänzt am selben Ort: „Mit dem neuen Claim kommt die Kampagne aus dem echten Leben und wird den Entwicklern, Tüftlern oder Künstlern gerecht, in deren Händen diese Computer zu „DO“-Maschinen werden – kreative Super-Tools, die nicht bloß cool designed sind, sondern mit denen man wirklich etwas anpacken kann.“

Rhythmus und Prägnanz stimmen . . .

Okay, das muss man dem Claim lassen: Viermal derselbe Vokal (o, geschrieben), die beiden Vokalpaare auf o und u (gesprochen) und alle Worte einsilbig – der Rhythmus und der Wille zur Prägnanz sind da. Dazu ähnelt er orthografisch Lenovo.  Nur: Was will er uns sagen? Im angelsächsischen Ausland mag er funktionieren, doch mit dem Verständnis in Deutschland könnte es hapern (vgl. diesen Artikel).

. . . doch die Botschaft ziert sich

Was dabei wohl herauskäme? Vielleicht für solche, die tun. Hmm. Für die, wer tut. Häh? Für die, wo tun. Für Analphabeten. Für die, die tun. Nur was? Für die, die es tun. Da hätte der Satz schon mal ein Objekt – wenn auch zweideutig. Für diejenigen, welche tun. Leitet sich bei Leo ab, macht’s aber nicht besser, weil wieder ein Objekt („es“) fehlt. Bis zum ersehnten für die, die was tun braucht es eine Übertragungsleistung.

Seien wir realistisch: Niemand wird sich die Mühe machen, den Claim wörtlich zu übersetzen, sondern spielerisch versuchen, ihm Sinn zu geben. Vielleicht trifft man den richtigen, vielleicht aber auch nicht. Wahrscheinlich bricht man ab, wenn man es nicht gleich weiß; man ahnt, was gemeint sein könnte. Hoffentlich.

Die Möglichkeit mit dem Macher

Im Deutschen gibt es ein schönes Wort für alle, die anpacken. bzw. für alle, die was schaffen wollen: Macher. Wie wäre: Lenovo – für Macher. Gleiche Aussage, keine andere Konnotation. Auch rhythmisch gut, weil für Macher ebenso drei Silben hat wie Lenovo. Und ganz ohne Risiko. Falls man lieber einsilbig bleiben möchte: Wer was tut, nimmt den hier. Wären das auf einem wichtigen nationalen Markt keine gut klingenden, vor allem aber allgemein verständlichen Alternativen gewesen?

Gefährlich – gesprochen – ist auch die Du-Maschine, als die Lenovo-Notebooks im Spot bezeichnet werden. Verzeihung: Die Do-Maschine. Ob der Texter Blumfelds Ich-Maschine kannte? Jedenfalls ist auch das gewagt, wenn man die geschriebene Variante nicht kennt, sondern den Spot nur sieht. Mehr zum Denglischen hier.

3 Responses to Denglisch für Macher: Die Du-Maschine
  1. @ Erhan:

    Vielen Dank. Mehr Stoff gibt’s hier.

  2. […] als bei Adidas („Adidas is all in“), wo das Allgemeine der Aussage zum Problem wurde, und Lenovo („For those who do“), wo die Grammatik des Claims tückisch war, fordert Timberland vor allen […]

  3. […] interessieren sich für mehr englische Claims? Wie wärs mit „For those who do“, „Turn on tomorrow“ oder „Adidas is all in“? Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, […]


[top]

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.