Metaphern können einen Text bereichern, wenn man sie richtig einsetzt. Wichtig: Die Bilder, die für die übertragene Bedeutung sorgen, müssen stimmig sein. Ein schiefes Bild dagegen wirkt kontrapunktiv – etwa, wenn am Werbekuchen gerüttelt wird.

(26.6.2011) Metaphern, die bildhaften Ausdrücke, würzen einen Text wie das Salz in der Suppe. Vom Tischbein bis zum Tonarm, vom Wüstenschiff bis zum Galgenhumor, von der Kaderschmiede bis zum Ozeanriesen, von der Sommerflaute bis zur Finanzspritze – die Sprache ist so voll davon, dass wir es oft schon gar nicht mehr merken. Der Mechanismus ist ganz einfach: Statt eines wörtlichen Ausdrucks verwenden wir ersatzweise ein Bild. Einzige Voraussetzung: Es gibt eine Ähnlichkeit zwischen dem eigentlichen Wort und dem Bild.

Gute Metaphern veranschaulichen treffsicher

Einerseits denken Menschen bildhaft – weil Metaphern unserem Denken entgegenkommen, sind sie dankbare Vehikel für trockene Inhalte. Dazu kann ein gutes Bild treffsicher veranschaulichen und dabei Facetten haben, die vielfache Assoziationen auslösen und die eine streng sachliche Formulierung gar nicht erzeugen kann.

Fehlerquelle Nr. 1: Das schiefe Bild

Doch weil Metaphern so allgegenwärtig sind, passieren auch schnell Fehler. Ganz profan kann man zu viel würzen. Und man kann falsch würzen. Für Metaphern gilt eine wichtige Bedingung: Die Bilder müssen in sich stimmen, sonst ist der Effekt dahin. Gute Texte erfüllen das, schlechte beinhalten so genannte schiefe Bilder.

Wenn am Werbekuchen gerüttelt wird . . .

So schrieb der Verleger des „Neuen Tages“ gestern in der Süddeutschen Zeitung über die Zukunft bzw. den Niedergang der Tageszeitung. Er tat das wortgewandt und kenntnisreich. Schon die Überschrift „Die Zeitung – ein starkes Stück“ nutzte den Effekt der wörtlichen und der übertragenen Bedeutung. Zum sinkenden Anzeigenaufkommen fiel ihm eine Metapher aus der Welt des Backens ein.

Am Werbekuchen rütteln sehr viele sehr energisch!

lautete der Satz. Wir stellen uns das bildlich vor: Da steht ein Kuchen auf dem Tisch, und viele Leute rütteln an ihm. Sie merken: Da stimmt was nicht. Richtig ist, dass der Werbekuchen gerührt wird, bevor er gegessen werden kann, aber wer davon spricht, an ihm zu rütteln, zeichnet ein schiefes Bild. Viele wollen von ihm naschen, ihn kosten, vielleicht einfach nur essen, oder gehoben verzehren. Besser noch: Viele wollen ihn unter sich verteilen und reißen sich daher um ihm.

Malen Sie sich aus, was Sie geschrieben haben!

Wie Sie das vermeiden? Das beste Gegenmittel haben Sie gerade gelernt: Stellen Sie sich bildlich vor, was Sie geschrieben haben, und prüfen Sie, ob Ihr Bild widerspruchsfrei ist. Wenn ja, haben Sie Zucker nicht mit Salz verwechselt.

4 Responses to Schiefe Bilder: Rütteln Sie nicht am Werbekuchen!
  1. Guter Blog, gefaellt mir sehr. Auch nette Themen.

  2. @ Kaspar:

    Danke, freut mich. Jetzt gibt’s auch Facebook-Like-Buttons. 🙂

  3. […] Bilder statt treffender Worte habe ich schon einmal gebloggt – in einem Beitrag, in dem u.a. am Werbekuchen gerüttelt […]


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